Der Umgang mit Medien ist ein heikles Thema. Für unsere Kinder geht es nicht mehr nur noch um Fernsehzeit oder die Auswahl an kindertauglichen Sendungen, es geht um Bildschirmzeit. Das umfasst heutzutage viel mehr als nur Fernsehen, wie es vielleicht noch in unserer eigenen Kindheit war. Stattdessen gibt es große und kleine Spielkonsolen, Tablets und Handys, stationäre Computer und Laptops und damit schier unendliche Möglichkeiten, Zeit vor einem Bildschirm zu verbringen.
Und neben den Vorteilen, die auch Kinder von der Nutzung digitaler Medien haben, gibt es jede Menge Bedenken, die die Elterngeneration beschäftigen. Zu Recht oder zu Unrecht? Für Eltern ist es schwierig, den Überblick über alle verfügbaren Medien und Geräte zu behalten, oft kennen sie sich je nach Alter der Kinder schlechter mit dem Angebot aus, als die Kinder selbst. Umso wichtiger, dass wir als Eltern uns eine Haltung zulegen, wie wir mit dem Medienkonsum unserer Kinder umgehen. Denn eins ist klar: wir brauchen medienkompetente Kinder, die bewusst mit den Möglichkeiten und Gefahren umgehen können.
Als Gegenposition zu den beiden extremen Haltungen, Medienkonsum entweder gar nicht zu gestatten oder aber gar nicht zu regulieren, haben wir uns für unsere Kinder dafür entschiedenen, einen regulierten aber offenen Umgang mit den Kindern einzuüben. Wir glauben daran, dass Kinder Medienkompetenz erwerben können und dadurch einen verantwortlichen Umgang mit Medien erlernen. Wie wir das machen, habe ich in 5 Punkten zusammen gefasst.
Für alle Dinge im Leben brauchen wir Regeln. Wir müssen uns nur unseren eigenen Konsum mit „verbotenen“ Lebens- oder Genussmitteln anschauen, um zu wissen, dass wir selbst als Erwachsene noch mit diesen Themen zu kämpfen haben. Mit der Mediennutzung für Kinder ist es nichts anderes als mit dem Zuckerkonsum: es gibt ihn, also lernen wir, ihn richtig zu dosieren und nicht zu übertreiben. Regeln helfen uns dabei. Bei uns gilt: jedes Kind hat eine festgelegte Bildschirmzeit pro Tag, die nicht überschritten wird. Dafür gibt es eingestellte Timer an den Geräten oder die Kontrolle durch uns Eltern. Außerdem gilt: keine Geräte beim Essen, keine Berieselung nebenher. Alles wird bewusst gemacht und hat sich dem Familienalltag unterzuordnen. An diese Regeln halten sich übrigens auch die Erwachsenen, das macht das Ganze erst glaubwürdig. Und noch eine wichtige Regel: die Geräte sind für uns da, nicht wir für sie. Für medienkompetente Kinder eine klare Sache.
Wie im nicht digitalen echten Leben müssen wir auch bei der Mediennutzung unsere Kinder begleiten und ihnen über die Schulter schauen, während sie die ein oder andere neue Welt entdecken und erobern. Die Tatsache, dass sie körperlich da sind und zum Beispiel neben uns auf der Couch sitzen, während sie ein Spiel auf der Spielkonsole spielen oder auf dem Tablet Videos anschauen, heißt nicht, dass wir sie sich selbst überlassen dürfen. Sie brauchen unsere Anwesenheit, unsere Begleitung und natürlich die ein oder andere Erklärung bzw. Kommentar zu dem, was sie da sehen, tun oder konsumieren. So wie ich ihnen beim Waldspaziergang Dinge erkläre, muss ich es auch hier tun. Sonst verliere ich als Mutter die Einsicht in das, was meine Kinder bewegt und kann ihnen nicht mehr folgen. Gerade in der digitalen Medienwelt ist es wichtig, dass wir nicht loslassen. Medienkompetente Kinder brauchen medienkompetente Eltern!
Wie viel Spiel- oder Onlinezeit den Kindern gestattet wird, ist natürlich individuell, ist aber auch ein sehr umstrittenes Thema. Was ist zu viel? Wie viel ist ok? Wir haben das bei unseren drei Kindern nach Alter und Inhalten gestaffelt. Dabei orientieren wir uns bei Spielen wie Filmen natürlich an den Angaben der FSK. Was ab 16 ist, bleibt auch ab 16 und wird nicht etwa schon der Zwölfjährigen gestattet. Die Zeiten sind variabel, am Wochenende dürfen die Kinder auch mal länger schauen oder spielen. Grundsätzlich gilt aber, dass die Geräte nicht stundenlang am Stück in Gebrauch sein dürfen. Die Kleinen dürfen am Stück 15 Minuten spielen und das zwei Mal am Tag, die Große darf 25 Minuten am Stück. Fernsehzeit ist extra, aber nicht länger als 25 Minuten für die Kleinen und 45 Minuten für die Große. Wir dürfen die Kinder nicht überfordern, selbst wenn es manchmal praktisch wäre, sie einfach spielen/schauen zu lassen, weil sie dann natürlich „beschäftigt“ sind.
Wir müssen unseren Kindern vertrauen. Das gilt, wenn ich sie das erste Mal alleine zum Bäcker gehen lasse und hoffe, dass sie wirklich nur bei Grün über die Ampel gehen und auch sonst alle Regeln verinnerlicht haben, die wir ihnen beigebracht haben. Aber es gilt genauso, wenn ich sie Stück für Stück in die Welt der digitalen Medien entlasse. Ich muss ihnen zutrauen, dass sie die Regeln befolgen und sich an Absprachen halten und ihnen auch die Gelegenheit geben, das zu beweisen. Umgekehrt müssen meine Kinder auch mir vertrauen, dass die Regeln der Erwachsenen keine willkürliche Machtausübung widerspiegeln, sondern dass es darum geht, Schaden von ihnen abzuwenden. Das gegenseitige Vertrauen ist der Grundsatz dafür, dass beim Erlernen der Medienkompetenz die Leine immer länger werden kann und wir unsere Kinder irgendwann guten Gewissens in diese neue Welt entlassen können. Medienkompetente Kinder sind sie dann, wenn sie sich an die Regeln halten und sich als vertrauenswürdig erweisen. Dazu brauchen sie von uns die Möglichkeit, das entsprechende Verhalten auch zu üben. Da verhält es sich übrigens wie in allen anderen Bereichen der Erziehung auch.
Wer viel zu tun hat und sich für viele Dinge interessiert, hängt auch nicht so viel vor Spielkonsolen oder im Internet ab. Einfache Wahrheit, aber sie trifft zu. Wie kann ich also als Eltern dazu beitragen, dass die Sogwirkung von digitalen Medien, Devices und Spielen nicht zu stark wird? Ich schaffe ein Gegengewicht für meine Kinder. Sie machen Sport, gehen in Vereine und sind viel in Bewegung. Darüber hinaus gestalten wir unser gemeinsames Familienleben ohnehin interessant, unternehmen Dinge gemeinsam und denken uns aus, wie wir gerne Zeit zusammen verbringen möchten. Das müssen gar nicht immer große Ausflüge oder wahnsinniges Programm sein, eine Runde Tischtennis im Park, eine kleine Radtour zum Eisladen um die Ecke oder gemeinsames Kuchenbacken ist für unsere Kinder schon Anreiz genug, damit sie gerne die Tablets weglegen und sich anderen Dingen zuwenden. Damit bleibt das sogenannte „Reallife“ wichtig und sinnerfüllt und die virtuellen Welten verlieren an Bedeutung.
Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, das Erlernen von Medienkompetenz durch Kinder zu fördern und zu begleiten und mit Sicherheit ist da auch jede Familie anders. Aber für uns funktionieren diese Grundregeln bisher ganz gut. Wir schauen sie immer wieder an, reden mit den Kindern darüber und ändern gegebenenfalls etwas, damit wir auch an den tatsächlichen Bedürfnissen aller Familienmitglieder dran sind. Und ich vertraue darauf, dass wir auf diese Art und Weise medienkompetente Kinder erziehen, die einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit Internet, Spielkonsole & Co leben können.