Es lässt sich nicht leugnen: der Frühling ist da! Sogar in Berlin, wo er normalerweise immer ein bisschen länger auf sich warten lässt, hatten wir schon ein paar milde frühlingshafte Tage und ich konnte tatsächlich schon einmal draußen in der Sonne zu Mittag essen. Aber vor die aufblühenden Krokusse und Tulpen hat der Wettergott den Regen gestellt – und davon hatten wir reichlich in den letzten Wochen.
Ich will ja nicht meckern, mein Gärtnerinnenherz schlägt höher, wenn ich sehe, dass alles genügend Wasser bekommt und ich deshalb mit baldigem Sprießen in meinem Garten rechnen darf. Aber ich habe ja da diese drei Kinder… Und die sind nach dem langen Winter so begeistert von jeder Minute, die sie draußen verbringen können, dass sie tatsächlich auch jeden Augenblick den es länger hell bleibt im Garten und beim Spielen auf der Straße verbringen möchten, ungeachtet des nassen Wetters.
Und wer selber Kinder hat, weiß es: Kinder l i e b e n Pfützen. Es ist, als würden sie von ihnen magisch angezogen. Kaum sammelt sich irgendwo ein Rinnsal, ein Miniaturpfützchen nur, muss hineingepatscht werden. Wenn die Kinder noch sehr klein sind, findet man das süß. Wie niedlich sie da ins Wasser patschen mit ihren kleinen Füßchen, das ist herzig! Außerdem sind Kleinkinder ja in der Regel noch 100%-ig unter der elterlichen Kontrolle, soll heißen man kann die Pfützenfrequenz ganz gut steuern und die Kinder zusätzlich mit Gummistiefeln, Regenhosen und wenn nötig -jacken ausstatten. Zur Schadensbegrenzung.
Aus diesem Alter sind meine Kinder aber nun definitiv raus. Sie ziehen sich selbständig an, sie sind selbständig unterwegs und ehrlich gesagt diskutieren sie sehr gerne mit dir darüber, ob Gummistiefel wirklich notwendig sind. Wenn es nicht mindestens Bindfäden regnet, dann kann man ja fast schon in Sandalen gehen. Oder wenigstens in Ballerinas. In den funkelnagelneuen natürlich, was sonst. Es ist klar, ich kann sie nicht vom Wasser fern halten, weder von Pfützen, noch von Schlammlöchern, Bächen, Rinnsalen aller Art, und die Faszination, die Hände hinein zu tauchen oder kräftig rein zu treten ist ungebrochen. Ganz zu schweigen von der Lust, im nassen Sand zu buddeln oder eine Kleckerburg im Vorgartenbeet anzulegen. Es scheint unvermeidlich zu sein, die Matsche ruft sie, sobald der Frühling naht. Ein Sog, dem ich nicht viel entgegensetzen kann… außer: meiner Coolness.
Wie bei vielen Erziehungs- und Alltagsthemen habe ich auch hier gelernt, das Gelassenheit meine Freundin ist und die Waschmaschine meine Verbündete. Denn mal ehrlich, was ist schon eine Ladung Dreckwäsche gegen so eine schöne Kleckerburg im Sandkasten? Und was macht es schon, dass die Softshelljacken stehen vor Dreck, wenn ich dafür das pure Glück im Gesicht meiner Kinder lesen kann? Ich habe mir abgewöhnt, mich über ihre Lust am Matschen zu wundern oder zu versuchen, sie zu einem gebremsteren Umgang mit Pfützen, nassem Sand und Schlammlöchern anzuhalten. Stattdessen stelle ich ihnen wortlos ihre Gummistiefel hin und verbiete meinem Sohn die brandneuen Jeans zum Rumräubern. Aber dann lasse ich sie ziehen und beobachte fasziniert die große Freude und Ausdauer, mit der sie sich diesen Tätigkeiten hingeben: sie hüpfen in und über die Pfützen auf der Straße, sie graben tiefe Löcher im Sandkasten und gießen Wasser aus Eimern hin und her, sie versenken ihre Hände tief in der nassen Erde und kümmern sich nicht darum, ob sie sich dabei einsauen oder ob es kalt und ungemütlich wird bei der ganzen Matscherei.
Also lasse ich sie. Der Winter war lang genug und der Sommer wird den ganzen Matsch sowieso auftrocknen. Warum also nicht den Frühling genießen, mit allem, was er so mit sich bringt? Aber die neuen Ballerinas, die bleiben im Schrank.
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