Das Leben verläuft in Phasen und Phasen sind endlich. Soweit, so gut. Das wissen wir. Wir verabschieden uns von Jobs, von Wohnungen, auch von Lebens(abschnitts)partner*innen oder von Städten, in denen wir gelebt und gearbeitet haben. Wir gehen täglich damit um, dass Dinge sich verändern und lernen, wie wir die Veränderung annehmen und im Idealfall auch für uns nutzen können. Und auch unsere Kinder müssen das lernen.
Was uns aber niemand sagt bevor wir Eltern werden ist, wie sich das anfühlt, wenn unsere Kinder zum ersten Mal in ihrem Leben Phasen hinter sich lassen. Wenn sie noch sehr klein sind, passiert das mehr oder weniger unmerklich und mit fließenden Übergängen, aber irgendwann geht es auch in einem zarten Kinderleben an Abschiede und ans Loslassen.
Man könnte denken ich sei jetzt, beim dritten Kind, das mit rasenden Schritten der Einschulung entgegeneilt, irgendwie routinierter. Cooler. Gefasst auf das, was auf uns zu kommt. Und für bestimmte Aspekte trifft das sogar zu. Ich w e i ß, was auf uns zu kommt. Aber das heißt nicht, dass es mir leichter fällt. Mein Töchterchen freut sich auf die Schule, wir freuen uns alle mit ihr und wir sind sicher, es wird toll. Das ist es nicht.
Es ist der endgültige Abschied von einer Phase in ihrem Leben, in meinem Leben als ihre Mutter, der uns die freudig erwartete Einschulung ein bisschen bitter macht. Nicht nachhaltig, nicht als oberstes Gefühl bei der ganzen Sache, aber dennoch. Heute ist der Abschiedsausflug mit Kitaübernachtung im Anschluss. Den ganzen Tag werden die kleinen Menschlein mit ihren Rucksäcken unterwegs sein, sie werden mit einem für sie gecharterten Reisebus in einen etwas entfernteren Wildpark fahren und dort den Tag verbringen. Sie werden picknicken, wandern, Tiere füttern und einen großen Abenteuerspielplatz unsicher machen. Auf der Rückfahrt im Bus werden sie ein bisschen ruhiger sein und dann, in der Vorschule, werden sie wieder richtig aufdrehen. Heute abend wird in der Schulküche Pizza gebacken und Popcorn gemacht. Und dann werden die Schlafsäcke ausgerollt für den Film und die Übernachtung. Und wenn ich morgen früh dorthin fahre wie all die anderen Eltern, das Frühstück für unsere Kinder dabei und bereit, all die aufregenden Geschichten anzuhören und die unterschlafenen Minis mit nach Hause zu nehmen, dann werden wir uns zum Abschied ein Video anschauen, das die Eltern für die Erzieherinnen aufgenommen und geschnitten haben: mit lauter Abschieds- und Dankesbotschaften der Kinder für eine tolle, eine ganz besondere Zeit. Und wir werden alle gerührt sein und wissen: so wird es nie wieder sein.
Je älter die Kinder werden, desto kleiner wird der Anteil, den die Eltern in ihrem Leben haben. Die Einschlulung ist ein großer Einschnitt in diesem Prozess. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe bereits zwei Schulkinder. Und für die bin ich oft die „Küss-mich-nicht.auf-dem-Schulhof“-Mama. Jetzt entlasse ich meine kleinste Tochter ebenfalls in diese für sie neue Schulhofwelt und sie löst sich aus dem vertrauten, sicheren Rahmen der Kitazeit. Sie ist aufgeregt und voller Vorfreude, ich bin aufgeregt und voller Vorfreude, aber nur eine von uns begreift, wie unumkehrbar dieser Schritt ist, den wir gerade tun. Noch geht sie an meiner Hand auf diesen neuen Lebensabschnitt zu, aber ganz bald wird sie loslassen. Für sie wird es sich richtig und gut anfühlen – für mich richtig und… seltsam. Solange genieße ich jeden herzhaften und unkomplizierten offenen Kuss, den sie mir gibt und jedes Bild, das sie für mich in der Kita malt. Ich bringe sie morgens mit Zeit in die Gruppe und gehe auf Ausflüge mit, wenn ich kann. Wir werden uns an diese Zeit erinnern und wenn sie sich darüber klar wird, in ferner Zukunft noch, dass das eine ganz besondere Zeit war, hat sie hoffentlich lauter schöne Bilder in ihrem Kopf und ihrem Herzen gespeichert.
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