Diätprogramme gibt es wie Sand am Meer und boomen besonders in der Fastenzeit. Im Trend liegt derzeit die sogenannte Stoffwechselkur. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat.
Die Hose kneift, die Bluse spannt, die Weihnachtszeit hatte deutliche Spuren hinterlassen. Kürzertreten, dem Körper etwas Gutes tun, Abnehmen und Entgiften, das war zum Jahresanfang meine Devise. Doch nur wie? Der Markt der Diäten ist unüberschaubar geworden, immer wieder schwappen neue Trends aus den USA nach Europa und versprechen schnelles Abnehmen ohne zu leiden.
Für mich ging es auch darum, meinen Körper bestmöglich zu entgiften. Also entschied ich mich für die 21 Tage Stoffwechselkur, die mit dem Verlust von bis zu 12 Kilo Depotfetten wirbt, der Verbesserung des Säure-Basen-Haushalts, der Darmflora und des Immunsystems. Und das ganz ohne den berüchtigten Jo-Jo-Effekt.
Um mehr über diese Methode zu erfahren, die von vielen Hollywood-Stars propagiert wird, machte ich mich auf den Weg ins Hotel Jungbrunn in Tirol. Unter enger Betreuung einer Ernährungsberaterin und einer Küchenchefin sollte es ein sanfter einwöchiger Einstieg werden.
In der dreiwöchigen Kur bekommt der Körper täglich nicht mehr als 700 Kilokalorien. Um einem möglichen Mangel vorzubeugen gibt es zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel, die Entgiftung und Stoffwechsel unterstützen sollen. Dabei wird vor allem auf Vitamine, Mineralstoffen, Omega 3 Fettsäuren und vor allem auf organischen Schwefel gesetzt. Er hat die Fähigkeit, im Körper Schwermetalle, Cadmium und andere Toxine zu binden und soll die Schadstoffausleitung beschleunigen. Darüber hinaus festigt er Bindegewebe, Sehnen und Knochen, Nägel und Haare.
Keine Diät funktioniert ohne eine grundsätzliche Umstellung der Ernährung. Leider! Bei der Stoffwechselkur heißt das möglichst wenig Kohlenhydrate, um den Körper zu zwingen, das ungeliebte Depotfett als Energiequelle anzuzapfen. Dafür sind in den drei Wochen Brot, Kuchen, Kartoffeln, Nudeln und Reis tabu.
Gleiches gilt für Zucker, Fette, Öle, Butter, Fertigprodukte aller Art und Alkohol. Kalorienarmes Obst wie säuerliche Äpfel oder Grapefruits dürfen als Snack zwischendurch verspeist werden, ganz nach Belieben gibt es fettarmes Gemüse, Rohkost und Salat. Eine wichtige Säule ist die ausreichende Zufuhr an Proteinen durch Tofu, Fisch, mageres Fleisch und Eiweißshakes, die dafür sorgen, dass die Muskelmasse erhalten bleibt und nicht als Energienotreserve herhalten muss.
Der Einstieg in die Kur ist eine echte Offenbarung. In der sogenannten Ladephase darf man zwei Tage lang schlemmen, was das Herz begeht. Je fettiger, kohlenhydratreicher und süßer, desto besser. Dadurch erhöht sich zwar das Körpergewicht, doch es wird in den folgenden drei Wochen bis zu 80 Prozent wieder verbrannt.
Gleichzeitig soll der Stoffwechsel so auf Touren gebracht werden. In der folgenden Diätphase wird dann nach einem strikten Ernährungsplan gegessen. Morgens einen Proteinshake, mittags und abends jeweils eine Proteinquelle mit Gemüse oder Salat. Dazu zwei bis drei Liter stilles Wasser oder Kräutertee. Auch schwarzer Kaffee ist erlaubt.
Küchenchefin Ingrid Payr kocht im Hotel Jungbrunn seit knapp drei Jahren auch für Stoffwechselkur-Gäste. Eine Umstellung sei es gewesen, von der gehaltvollen Tiroler Küche auf Low-Carb. „Um die Gäste zu unterstützen, muss man genau wissen, was unterschiedliche Nahrungsmittel im Körper bewirken“, sagt die 69jährige. Und dieses Wissen gibt sie weiter, hat eigens eine Rezeptsammlung mit fett- und kohlenhydratfreien Gerichten erstellt. In ihrer Küche nutzt sie alles, was den Stoffwechsel ankurbelt.
Dazu gehören pikant-scharfe Gewürze wie Chili, Knoblauch und Ingwer, aber auch Gemüsebrühe und frische Kräuter als Geschmacksträger. Sie zeigt ihren Gästen wie man Fisch und Fleisch fettfrei braten kann, in dem man die Pfanne mit einem Stück Pergamentpapier auslegt und mixt schmackhafte Salatdressings aus Gemüsefond, Apfelessig, Zitronensaft, Senf und Meerrettich. „Auch ein Espresso nach dem Essen unterstützt die Verdauung“, sagt die Tirolerin.
Und es ist tatsächlich so, dass man bei vielen ihrer Gerichte nicht bemerkt, dass fettfrei gekocht wurde.
Ernährungsberaterin Christiane Werron-Schulz hatte mich gewarnt, dass manche Menschen am dritten oder vierten Tag mit Kopfschmerzen auf die Kur reagieren. Ich gehörte definitiv dazu. Während die ersten Tage problemlos vergingen, dröhnte ab Tag drei der Schädel und jede sportliche Aktivität fiel schwer.
„Das geht vorbei“, sagt Werron-Schulz, „der Körper ist jetzt in der Entgiftungsphase“. Die Kopfschmerzen verschwanden tatsächlich, was blieb war der Hunger und die Erschöpfung. Kurzerhand wurden meine Mahlzeiten auf von 700 auf 1000 Kilokalorien gesetzt, morgens gab es zusätzlich ein fettfreies Omelette. Es ginge nicht darum, sich sklavisch an die Vorgaben zu halten, jeder Körper reagiere schließlich anders, meint die Ernährungsberaterin. Eine Bewusstseinsänderung sei das eigentliche Ziel der Kur.
Und dennoch: In nur sieben Tagen habe ich vier Kilogramm verloren, davon drei Kilo reines Bauchfett. Ein Ergebnis, das selbst Werron-Schulz überrascht hat. Doch die eigentliche Herausforderung folgt in den folgenden Wochen zu Hause, wenn es zurück in den Alltag geht. Dann wird sich zeigen, ob man eingefahrene Verhaltensmuster aufgeben kann und sich ausreichend Zeit fürs Kochen nimmt. Fürs erste jedoch bin ich zufrieden, vor allem über das, was ich gelernt habe.
Infos: Hotel Jungbrunn– Das Alpine Lifestyle Hotel, A-6675 Tannheim/Tirol, www.jungbrunn.at
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