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Katharina Martin
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Blöder Ochse und Doofe Ziege! Freud und Leid in Kinderfreundschaften

Kinderfreundschaften sind was Wunderbares. Sie sind so unmittelbar, ehrlich und echt, weil Kinder sich in der Regel nicht so zensieren, wie Erwachsene, wenn es um Gefühle geht. Wenn sie an jemanden ihr Herz verschenken, dann tun sie das aus vollster Brust und mit allen schönen, starken, euphorischen Gefühlsäußerungen, die sie kennen.

Wenn sie noch sehr klein sind, teilen sie ihre Zuneigung körperlich mit: sie umarmen, küssen, nehmen die Hand des anderen, teilen ihre Lieblingskekse und bieten den eigenen Schnuller oder Trinkbecher an. Im Kindergartenalter ist das noch ganz ähnlich, wird aber differenzierter ausgedrückt. Jetzt wird sich verabredet, Dinge werden gemeinsam unternommen, viel Alltag wird geteilt. Es gibt dann Spielplatzdates, gemeinsame Mahlzeiten und erste Einladungen zu Geburtstagen und anderen Anlässen.

Und im Vorschulalter wird es „Liebe“: „Ich wünschte, ich könnte Noemi h e i r a t e n, Mama! Und Konrad auch. Das sind meine liebsten Freunde, ich liebe die richtig!“, sagte meine jüngste Tochter mit fünf Jahren über zwei ihrer liebsten Freunde. Und es stimmte, sie hatte wirklich ihr Herz an diese beiden verschenkt und passte damit voll in die neue Freundschaftsqualität dieser Altersgruppe: Vorschulkinder begeistern sich meist erstmalig inbrünstig für andere kleine Menschen außerhalb der Familie und gehen ganz in den Freundschaften auf. Sie können ihre Gefühle in Worte fassen, ihre Wünsche ausdrücken und auch ihre Ansprüche an die andere(n) Person(en) formulieren. Allerdings werden die Ansprüche auch komplexer. Und sie sind, wie oft in Gefühlsdingen, nicht unbedingt immer realistisch. Das Potential für Enttäuschungen steigt mit den Erwartungen und es kommt ganz anders zu Auseinandersetzung zwischen den Freund*innen und „Liebenden“.

Wurde früher im Sandkasten einfach das Förmchen weggenommen oder auch mal mit Sand geworfen, werden jetzt Gemeinheiten verbalisiert. Und ich bin mir nicht sicher, was ich schwieriger finde…

„Wenn du so doof bist zu mir, dann lade ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein!“, ist ein beliebter und sehr schmerzender Satz, der in diesem Alter leider zum Teil inflationär gebraucht wird, flankiert von: „Du bist nicht mehr meine Freundin!“ – meiner Meinung nach der schlimmste Satz im Vorschuljahr. Herzen brechen, Tränen fließen, Enttäuschungen manifestieren sich und es wird ziemlich hemmungslos gestritten. Nachdem dieser Satz gefallen ist, fallen auch Hemmschwellen und es wird gerne mal handgreiflich – je nach Temperament der beteiligten Kinder natürlich.

Als Eltern steht man zunächst recht fassungslos daneben, wenn die Stimmung so dramatisch kippt (und oft ist das ja ganz unvermittelt der Fall) und aus der großen Liebe zwischen den Kindern blitzschnell die große Enttäuschung nebst emotionalen Aussetzern auf beiden Seiten wird. Erstens ist es nicht schön, wenn das eigene Kind verletzt wird („Du blöde Kuh darfst nicht zu meinem Geburtstag kommen!“), aber zweitens ist es fast noch furchtbarer, das wunderbare geliebte Kind als wütende Furie zu erleben: „Die dööfste Kuh bist du selbst und wenn ich nicht zu deinem Geburtstag kommen soll, dann bin ich auch gar nicht mehr deine Freundin, du blöde Pupsziege, du!“ Begleitet von Fußstampfen und Wuttränen-geschwängertem Geschrei kann das schon eine ziemliche Grenzerfahrung für Eltern sein.

Für die Kinder ist es, so schmerzhaft es in der aktuellen Situation ist und so sehr die Herzchen bluten, wenn die innige Freundschaft zum aktuellen Lieblingskind gerade so auf die Probe gestellt wird, zum Glück genauso schnell wieder vorbei. Kinderherzen heilen in diesen Dingen offenbar schneller und genauso leicht, wie sie sich füreinander begeistern können, verraucht auch der leicht entflammbare Zorn auf den jeweils anderen. Dann wird sich vertragen, es werden Freundschaftsarmbänder geklöppelt und Bilder füreinander gemalt. Portraits der Freundinnen zum Beispiel. Hand in Hand auf dem Weg zu „einem schönen Geburtstagsfest, in unseren gleichen Lieblingsmeerjungfrauenkleidern“. Und dann spielen sie wieder einträchtig und glücklich miteinander. Die blöde Kuh und die dööfste Pupsziege. Hach, ja.