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Amra Gusalic
Lesedauer 4 Min
31. Januar 2018

Das kann ich schon! – Kleine Helfer, kleine Pflichten

„Mama, kann ich das machen? Kann ich die Eier aufschlagen? Kann ich die Rohkost schneiden? Mama, darf ich das Waschbecken sauber machen?“ Es klingt immer wieder überraschend in meinen Ohren, wohnt bei mir doch auch ein Teenager, der sich eher den rechten Arm abschneiden würde, als eine solche Frage an mich zu richten. Aber meine zwei kleineren Kinder sind sehr begierig darauf, im Haushalt mit zu helfen und sich bei den entsprechenden Tätigkeiten einzubringen.

Meine Kinder wollen eingebunden sein, sie möchten sehen, was die Erwachsenen tun und sie möchten daran teilhaben. Und warum sollte ich sie nicht lassen? Zugegeben, manchmal ist es lästig und sie bremsen die Routinen mehr, als dass sie tatsächlich helfen. Aber wir haben alle mal klein angefangen. Und eins ist sicher: Kinder, die sinnvoll beschäftigt sind, sind mit Sicherheit zufrieden, quengeln nicht und fühlen sich ernst genommen.

Deshalb dürfen meine Kinder entsprechend ihrem Alter Dinge tun, die sie gerne lernen möchten. Sie dürfen sich ausprobieren, sie dürfen sich Zeit nehmen und sie dürfen Fehler machen. Außerdem übernehmen sie dann gleichzeitig kleine Pflichten und haben dadurch eine kleine, aber wichtige Rolle im Familiengefüge, die dazu beiträgt, dass alles funktioniert und möglichst reibungslos abläuft. Dabei achte ich auf folgende Aspekte:

1. Passt die Aufgabe zum Entwicklungsstand des Kindes?

Es macht keinen Sinn, ein Kind an Aufgaben heran zu lassen, die es noch nicht erfüllen kann. Wenn ich eine Zweijährige Eier aufschlagen lasse, mag ihr das vielleicht Spaß machen, aber es führt garantiert nicht zu dem Zweck, dem es dienen soll. Mehr Sinn macht es, wenn ich sie die Meerschweinchen füttern lasse oder ihr Dinge gebe, die sie beim Tischdecken auf den Tisch legen kann. Ich achte also darauf, dass Entwicklungsstand und Job einigermaßen zusammen passen.

2. Kann es das, was es gerne tun will, ohne großes Risiko, sich zu verletzen oder zu scheitern, selbständig ausführen?

Verwandt mit der ersten Fragestellung schaue ich hier darauf, ob die Aufgabe „sicher“ ist. Ein Vierjähriger kann mit einem scharfen Messer hantieren, wenn er es vorher gelernt hat und weiß, was die Regeln sind. Es muss aber nicht das japanische Sushimesser sein, wo beim Abrutschen die Amputation des Fingers gesichert ist. Ein normal scharfes Küchenmesser tut’s für die Rohkost auch. Ein zweiter Aspekt ist das Scheitern: wenn Kinder Aufgaben erfüllen sollen, die sie überfordern, werden sie schnell frustriert sein und den Spaß an der Sache verlieren. Wichtig ist es deshalb, Dinge zu wählen, die sie selbständig durchführen können, ohne sich zig Mal rück zu versichern oder um Hilfe bitten zu müssen.

3. Nicht zu viel auf einmal

Kinder sind eifrig und sie wollen wichtig sein. Gerne halsen sie sich viele Aufgaben auf („Ich KANN das, Mama!“) und fühlen sich dann währenddessen überfrachtet mit der Last der To-Do-Liste – ein Effekt, den wir Erwachsene auch kennen. Deshalb macht es Sinn, einem Kind immer nur eine oder zwei Aufgaben auf einmal zu zu teilen, je nach Alter. Der Sohn (7) kann den Müll runterbringen und den Tisch decken und den Kuchenteig rühren – aber wenn ich ihm das alles auf einmal sage, wird ihn die Menge der Jobs möglicherweise überwältigen und er wird gar nichts von allem tun wollen.

4. Das ist Babykram!

Ähnlich wie bei der Überforderung (zu viel, zu schwer), verlieren die Kinder auch bei Unterforderung die Lust an ihren Aufgaben: „Das ist Babykram, das mach ich nicht!“ ist dann manches Mal der Kommentar meines Sohnes, der lieber mit dem scharfen Messer hantieren und selbständig Rühreier machen möchte, als den Geschirrspüler auszuräumen. Er möchte für voll genommen werden und wichtige, echte Aufgaben erledigen. Es erfordert ein bisschen Fingerspitzengefühl, für ihn etwas auszusuchen, das ihn sich wichtig fühlen lässt und ihn zugleich nicht überfordert, aber diese Aufgaben gibt es. Nichts macht ihn stolzer, als wenn er etwas tun kann, was für die kleine Schwester noch „zu schwer“ oder „zu gefährlich“ ist. Und das Gefühl, ein wichtiger Teil der Familienroutine zu sein, ohne den es nicht läuft.

Wenn die Aufgaben gut gewählt sind und den Punkt bei den Kindern treffen, hat man mit einem Mal ein paar willige kleine Helfer zu Hause, die ihre kleinen Pflichten ernst nehmen und gern und mit Freude erfüllen. Zumindest, bis die Hormone zuschlagen und die Helferchen in die Pubertät katapultieren… Dann braucht man andere Tricks!

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