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Julia Wiener
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Das Mama-Monster. Ein Selbstbild als Morgenmuffel

Diese Schultage. Dieses frühe Weckergeklingel und grausame Vogelgezwitscher vor meinem Fenster. So hell alles. So laut! Ich möchte mir die Decke über den Kopf ziehen und der Welt den Rücken zudrehen, jeden Morgen. Aber ich bin Mutter von zwei Schulkindern und einem Vorschulkind, soll heißen, es gibt keine Gnade und ich muss nicht nur selbst aufstehen und meinen unwilligen Körper unter die Dusche stellen, nein, ich muss auch noch drei weitere kleine und mitunter ebenso unwillige Menschlein in die Spur bringen, ihnen Frühstück machen, mit ihnen über angemessene Kleidung in der Schule diskutieren und sie pünktlich aus dem Haus schicken. Uff.

Das Ding ist ja, dass ich ein Morgenmuffel bin. Ich habe quasi morgens noch keinen Zugang zu meinem gut gelaunten Selbst, sondern bin den Stimmungen eines übellaunigen Monsters hilflos ausgeliefert. Jedenfalls mindestens bis zum ersten Kaffee bin ich ein Mama-Monster. Und das ist wirklich wirklich schwer – für mich und die andere Menschen, die hier wohnen.

Herausforderungen eines Morgenmuffel

Meine Kinder ihrerseits verteilen sich nämlich in ihrer Morgenveranlagung auf drei Spezies: ich habe hier eine plappernde Lerche (der Sohn), ein Mini-Mufflon (das kleine Mädchen) und einen Stummfisch (das große Mädchen). Am besten kommen der Stummfisch und ich morgens klar, denn der Stummfisch quält mich nicht mit Geschichten über die Schlafangelegenheiten diverser Kuscheltiere, Diskussionen über die Wahl des Outfits oder Überlegungen zu größeren philosophischen Zusammenhängen wie der Frage nach der Schwerkraft und ob Pipi vielleicht doch mehr wiegt als Kacka. Deshalb kommen wir zwei uns in unserer Wortlosigkeit am frühen morgen nicht in die Quere und hmmpffen so vor uns hin, bis es allmählich besser wird. Sehr herausfordernd für mich ist die plappernde Lerche. Dieses Exemplar Kind am frühen Morgen ist ne echte Prüfung, weil notorisch gut gelaunt, singend und pfeifend, fröhliche Konversationen anfangend und auch noch unschuldige Nachfragen nach dem werten Befinden stellend: „Mama, hast du was? Ich glaub, du hast schlechte Laune! Soll ich dir mal was singen?“ Neeiiiiin, bitte, SING NICHT, Kind! Aber das kann man ja nicht sagen zu so einem unschuldigen Lerchenexemplar. Also hmmpffe ich und versuche, nichts Böses zu tun oder nicht allzu finster drein zu blicken.

Richtig richtig schlimm wird es für das Mini-Mufflon und mich. Wir verstehen einander zwar, das schon, aber wir sind beide sowas von inkompatibel mit der Uhrzeit, den anderen Menschen, der Sprache, dem Licht, den Geräuschen und mit der Gemütslage des andere Mufflons im Hause, dass Krach eigentlich vorprogrammiert ist. Und so geraten das Mini-Mufflon und das Mama-Monster morgens bereits recht schnell in Streit, wenn zum Beispiel das Mini-Mufflon sich in Tiraden über ekligen Kakao hineinsteigert, der angeblich nach Popo stinkt und eine Zumutung ist. Oder darüber, dass die Klobrille zu kalt ist, die Musik zu laut, der Bruder zu böse (Der! Ha! Der ist morgens die gutgelaunte Liebe in Person – unerträglich ist das!), die Mama zu doof (DAS wiederum stimmt wahrscheinlich) und die am Vorabend bereit gelegten Klamotten ein Unding. Dann kracht es recht schnell, das muss ich zugeben. Denn ich muss ehrlich sagen, dass diese Art von Gesprächen vor sieben Uhr morgens für mich zermürbend sein können. Ich meine, bitte, wer kann denn ernsthaft um diese Uhrzeit Themen von solcher Tragweite mit einer Fünfjährigen diskutieren? Ich jedenfalls nicht. Und außerdem: Morgenmufflon vs. Morgenmufflon – das geht nie gut.

Mit mir ist es morgens so: ich möchte allein sein. Ich möchte meine Ruhe haben bis nach dem ersten Kaffee, ich möchte meine Kinder eigentlich nur dann um mich haben, wenn sie freundlich und anschmiegsam und am liebsten stumm sind. Da der Alltag im fünfköpfigen Rudel es anders vorsieht, müssen wir da alle irgendwie durch, jeden Morgen. Und ich bin froh und dankbar, wenn meine Kinder, bis sie nachmittags aus der Schule kommen, das übellaunige Mama-Monster vergessen und mir meine Morgenmufflon-Attitüde verziehen haben. Bis zum nächsten Morgen…