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Katharina Martin
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Die Angst um meine Kinder – und warum ich sie nicht zeige

Wir gehen im Wald spazieren. Fröhlich singen die Kinder ein Lied, springen in liegengebliebene Laubhaufen und steigen auf Bäume, deren Äste niedrig genug hängen. Wir laufen und unterhalten uns, der Mann und ich, die Kinder laufen vor und um uns herum. Schließlich, mitten im Wald, kommen wir an eine Lage aufgestapelte Baumstämme, frisch gefällt und duftend. Und natürlich: sehr verlockend für die kleine Bande.

Schon hält der Sohn darauf zu und will den Stapel erklettern und die kleine Schwester ist ihm dicht auf den Fersen. Sie finden, das ist der ideale Kletterort, perfekt, um ein bisschen Waldabenteuer zu erleben und eine Mutprobe bestehen. Und in mir schrillen alle Alarmglocken: „Sind die Baumstämme auch gesichert? Was, wenn nicht? Was passiert dann? Sie könnten ins Rollen kommen, in Bewegung versetzt durch ein Kind, das gerade hochklettern will. Und dann könnten sie das andere Kind erschlagen, wenn der ganze Stapel in sich zusammenbricht…! Oder ein Kind könnte stürzen! Auf den Kopf!“ … Undsoweiterundsofort.

Die Bedenken lassen sich auf viele Situationen im täglichen Leben mit meinen Kindern übertragen und sehr oft muss ich mir auf die Lippen beißen, um meine Ängste nicht laut raus zu schreien und damit meine Kinder zu verunsichern. Natürlich gibt es viele Situationen, in denen es wirklich gefährlich werden könnte für die Kinder, dann greife ich selbstverständlich ein. Aber in den meisten Alltagssituationen auf dem Weg in die Kita und die Schule, auf dem Spielplatz oder im Park, ist es vor allem mein eigenes Unbehagen, das mich befällt und das ich mir verkneife, laut zu äußern.

Denn was tatsächlich passiert ist folgendes. Meine Kinder stürmen los, sehen eine Situation, die sie reizt und wollen sie austesten, sie bezwingen, sich ausprobieren. Sie trauen sich spontan zu, das zu meistern und überlegen sich eine Strategie, wie sie an ihr Ziel gelangen könnten. Oft testen sie mehrere Strategien an, gehen wieder zurück, probieren es noch mal anders und schaffen es schließlich irgendwie. Und dann sind sie natürlich unendlich stolz und haben jede Menge gelernt über sich und darüber, wie sie mit neuen Herausforderungen umgehen. Das Selbstbewusstsein wächst mit den Aufgaben, die sie bewältigen.

Aber wenn ich komme und sie bremse, wenn ich ständig sage: „Pass auf! Halt dich fest! Nein, mach das lieber so! Achtung! Du fällst! … “ und jede Menge andere Parolen, dann bleibt kein Raum für ihren eigenen Entdeckergeist. Sie werden unsicher und fangen an, ihrer eigenen Herangehensweise zu misstrauen. Und natürlich passiert d a n n wirklich etwas. Ein Kind, das von seiner eigenen Mama ständig im Sicherheitsmodus gehalten wird, das nichts ausprobieren darf, sich keine Schramme holen oder keinen blauen Fleck beim Klettern, Spielen, Rutschen, Toben, dem wird ein wichtiger Aspekt seiner Selbsterfahrung genommen. Sein eigener Weg wird überlagert mit den Ängsten und Vorsichtsmaßnahmen der Mutter und irgendwann ist er selbst für das Kind unsichtbar.

Das ist der Grund, warum ich meistens nichts sage, außer, wenn wirklich Gefahr droht. Wären die Baumstämme nicht befestigt gewesen, hätte ich die Kinder zurück gepfiffen. So habe ich ihnen nur hinterher gerufen, sie sollten auf mich warten und wir müssten erst schauen, ob der neue Kletterplatz sicher sei. Nachdem wir das zusammen überprüft hatten, habe ich sie klettern lassen. Leicht fällt mir das oft nicht und natürlich gab es auch dieses Mal eine kleine Schramme am unternehmungslustigen Sohn. Aber der hat sich nicht beklagt, war stolz wie Oskar und ging gestärkt und mit einem selbst gefundenen „Wanderstock“ weiter seiner Wege durch den Wald. Auf zu neuen Abenteuern.