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Julia Wiener
4 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Die Geschlechterfalle: kann man neutral erziehen?

Mein Sohn liebt, seit ich denken kann, Bälle in jeglichen Variationen. In seinem Zimmer türmen sich somit zwei Fussbälle, ein Basketball, mehrere Tennisbälle sowie Tischtennisbälle und natürlich ein Footballei. Jetzt denken wohl die meisten von euch, dass dies ja ganz normal ist, da er ja auch ein Junge ist. Und wir tappen alle gemeinsam in die sogenannte Geschlechterfalle. Ganz automatisch ordnen wir Jungen und Mädchen Eigenschaften und Interessen zu, die typisch weiblich oder männlich sind. Aber ist das überhaupt korrekt? Spielen denn nicht alle Babys gleich gerne sowohl mit Bällen als auch mit Puppen, unabhängig von ihrem Geschlecht? Erziehen wir unsere Söhne und Töchter anders? Oder haben Mädchen und Jungen einfach von ganz alleine andere Interessen?

Geschlechtsunterschiede aufgrund der Hormone

Ich würde behaupten, dass Mädels und Jungs natürlich unterschiedlich sind. Allein durch das Testosteron sind Jungs automatisch wilder, aggressiver und müssen sich ständig beweisen. Erst vor Kurzem sagte mein Mann zu mir, als ich an einem Ball vorbei gelaufen bin, dass 99% der Jungs diesen Ball weg gekickt hätten, mir ist er ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen. Typisch Mann, typisch Frau? Mädels unterstellt man mehr Empathie und bessere Kommunikationsfähigkeit durch die weiblichen Hormone. Aber ist denn nicht vor allen Dingen die Umwelt extrem wichtig in der Entwicklung? Geschlechtsspezifisches Denken und Handeln ist doch vor allem erlerntes Verhalten, oder?

Werbung drängt Kinder automatisch in Geschlechterrollen

Schon allein bei der Mode ist es so, dass hier deutliche Vorgaben gemacht werden. Die Mädchenkleider sind meistens rosa, pink, blumig und glitzernd, bei den Jungs dominieren Blau- und Grün-Töne.

Maedchenmode

Da ich beide Geschlechter habe, zog ich meinen Kindern Babybodys in jeglichen Farbvariationen an, unabhängig vom Geschlecht. Wobei ich natürlich schon sagen muss, dass bei einem Jungen ein rosa farbiger Body etwas grenzwertiger angesehen wird als ein blauer Body bei einem Mädchen. Eigentlich komisch oder? Und jetzt würde mein Sohn mit 6 Jahren niemals ein rosa farbiges T-Shirt anziehen, da es seiner Meinung nach „tussihaft“ ist. Woher er diesen Ausdruck wohl hat?

Nicht nur in der Mode, auch in anderen Branchen werden gezielt Kinder beworben: Es gibt für beide Geschlechter, abhängig von den aktuellen Idolfiguren, Produkte, die konsumiert werden möchten: Die meisten Jungs sind Star Wars Fans und diese möchte am Liebsten Star Wars Geschirr, Kleidung, Bettwäsche und auch Lebensmittel. Im Kindergarten ist dagegen die Eisprinzessin Elsa hoch im Kurs und es gibt alle erdenklichen Elsa Produkte im Handel. Das kann ganz schön teuer für die Eltern werden. Ich versuche mich diesem Konsumterror bewusst zu entziehen.

Unsicherheit bei geschlechtsuntypischen Interessen

Kinder bekommen die Unterscheidungen, die wir Erwachsene gerne machen, im Alltag ständig mit und schauen sich diese genau ab. Geschlechtsneutral zu erziehen ist wirklich super schwierig. Und das Rollendenken wird genau dann ganz deutlich, wenn Kinder vermeintlich geschlechtsuntypische Interessen haben:

Im Kindergarten meines Sohnes gibt es einen Jungen, der total auf die Eisprinzessin Elsa abfährt, ganz wie die Mädels in seiner Kindergartengruppe. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als ebenfalls ein Elsa Kostüm mit Glitzer und Krönchen anziehen zu dürfen. Und was taten die Eltern? Sie erlaubten es ihm, was ich ehrlich gesagt wirklich sehr cool fand. Ich hätte es wahrscheinlich nicht durchziehen können, meinen Sohn als kleine Elsa auszustaffieren und hätte mich für meinen Sohn geniert. Eigentlich total doof!!!!

weiblicher Pirat

Meine Tochter wollte letzten Fasching unbedingt als Pirat verkleidet gehen. Warum ist es eigentlich bei Mädels gar kein Problem, wenn sie sich als Junge anziehen möchten? Bei Jungs, die ja immer harte Kerle sein müssen, wird vieles gleich viel kritischer gesehen…

Wie der Vater so der Sohn

Allein durch das gemeinsame Geschlecht haben Vater und Sohn sowie Mutter und Tochter meist ein besonders nahes Verhältnis zueinander. Man tickt eben sehr ähnlich. Andererseits ist es natürlich auch so, dass sich Gegensätze anziehen und dass man vom anderen Geschlecht natürlich auch viel profitieren kann.

Ich muss gestehen, dass ich natürlich recht froh bin, wenn sich mein Sohn mit seinem Vater austobt. Natürlich spiele ich auch mal ganz gerne Fußball mit ihm, aber den Jungs macht es einfach mehr Spaß und sie messen sich auch stärker miteinander. Und wenn meine Tochter auch einmal mitspielen möchte, dann kann sie das jederzeit gerne tun.

Da das typische Rollenverhältnis sich stark gewandelt hat, versuche ich meinem Sohn weibliche Empathien und vor allen Dingen Verständnis beizubringen, was ihm in seinem Leben sicherlich weiterhelfen werden. Ich hoffe, dass ich es hin bekommen werde, Kinder groß zu ziehen, die von beiden Geschlechtern positive Eigenschaften erhalten werden. Und die es in Ordnung finden, wenn Jungs auch mal weicher und weiblicher sind und Mädels wilder und lebhafter…