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Katharina Martin
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Die Hausaufgabenfalle. Ein Projekt für die ganze Familie

Hausaufgaben sind wichtig, das ist sicher unbestritten. Und schließlich haben wir alle unsere ganze Schulzeit hindurch auch Hausaufgaben gemacht, meist täglich, da werden unsere Kinder das ja auch schaffen, oder? Wäre da nicht die Hausaufgabenfalle.

Tatsache ist, dass Kindheit sich sehr verändert hat und auch der Stellenwert von Schule und Hausaufgaben ist gefühlt ein anderer. Früher ging man eben zur Schule, ziemlich selbständig meistenteils. Dort machte man sein Ding, kam zum Mittagessen nach Hause, klärte das mit den Hausaufgaben alleine und hatte noch viele Stunden Zeit, draußen zu spielen, sich mit Freunden zu treffen oder diversen Hobbies nachzugehen. So jedenfalls war meine Kindheit/Schulzeit in den 80ern in Westdeutschland.

Im Alltag meiner Kinder läuft das anders ab. Irgendwie scheinen alle darauf abzuzielen, die Kinder zuzuschütten mit „Herausforderungen“, sie „konkurrenzfähig“ zu machen und zu ihrer persönlichen „Bestleistung“ anzuspornen, kurz, sie abzurichten. Vielleicht sehe ich das ein bisschen eng, ich will auch nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich Hausaufgaben generell nicht wichtig fände. Aber wenn ich mir anschaue, wie oft die Hausaufgaben von Kindern heutzutage in stunden- oder tagelange Projekte ausarten, in die die halbe Familie eingebunden wird, frage ich mich schon, was der Sinn dahinter sein soll.

In der Schule wird Wissen vermittelt, zu Hause wird das per Hausaufgaben vertieft. Ich bin selbstverständlich gerne bereit, meine Kinder dabei zu unterstützen und auch dankbar dafür, dass ich auf diese Weise Einblick darein habe, was meine Kinder den ganzen Tag über in der Schule so tun. Außerdem gibt es mir natürlich die Möglichkeit, etwaige Wissenslücken meiner Kinder überhaupt zu bemerken und dann gegebenenfalls nachzuhaken, zu erklären und Lücken sogar zu schließen. Soweit so gut.

Aber nicht zu selten kommen die Kinder mit Mammutaufgaben nach Hause, bei denen von vorne herein klar ist, dass das jeweilige Kind das n i c h t alleine wird bewältigen können. Und dann geht der Hausaufgabenterror los. Meine jüngste Tochter sollte beispielsweise einen Familienstammbaum erstellen. Sie hat einen Baum gemalt, das konnte sie noch sehr gut alleine. Dann haben wir gemeinsam geklärt, was ein Familienstammbaum überhaupt ist und dann ging es los… Sie sollte Fotos der jeweiligen Familienmitglieder aufkleben, und wir sprechen da nicht nur von Eltern und Geschwistern, sondern von der ganzen Mischpoke mit allen Onkeln und Tanten, Vettern und Cousinen. Ich war also erst mal damit beschäftigt, Fotos von allen Familienmitgliedern rauszusuchen und auszudrucken, die mussten natürlich alle erst mal auf dieselbe Größe gebracht werden, damit sie auf den vorgemalten Baum passten… Dann sollte das Ganze beschriftet werden, alle Familienbeziehungen sollten schriftlich aufgedröselt und fixiert werden. Und damit waren wir nicht fertig. Die jeweiligen Kindheiten in den unterschiedlichen Generationen mussten verglichen werden: was waren die Gemeinsamkeiten zwischen dem Kind, der Mutter und Großmutter im selben Alter etc., was waren die Unterschiede. Wieder musste alles aufgeschrieben und in ein Diagramm eingetragen werden und und und…

Meine jüngste Tochter, deren Hausaufgaben uns ein ganzes Wochenende beschäftigten, ist in der ersten Klasse. ERSTE. KLASSE. Das heißt, sie kann all diese Dinge unmöglich alleine tun: recherchieren, nachlesen, ausdrucken, formulieren, aufschreiben. Und schon waren die lieben Eltern voll involviert. Am nächsten Tag in der Schule sollten die Familienstammbäume abgegeben werden und wurden dann an eine große Wand im Klassenzimmer gehängt. Da waren Exemplare dabei, die würden jeden Ahnenforscher grün werden lassen vor Neid. Klar, dass das nicht die Kinder selbst waren, die diese Hausaufgaben gemacht haben, sondern die Eltern.

Macht das noch Sinn? Läuft es darauf hinaus, dass die Eltern diese übertriebenen Anforderungen für ihre Kinder erledigen, damit sie konkurrenzfähig sind und aufs Leben vorbereitet werden und ihre Bestleistungen bringen? Was hat das noch mit vernünftigen Anforderungen oder realistischen Lernzielen zu tun?

Manchmal wünschte ich mir, meine Kinder könnten auch den ganzen Nachmittag draußen spielen, auf Bäume klettern und die Schule einfach vergessen, so wie ich früher. Ich gebe mir schon sehr viel Mühe, ihnen möglichst viel Freiraum zu lassen und sie nicht zusätzlich zu belasten. Aber bei den großen Hausaufgabenprojekten, die einfach immer wieder kommen, hilft nur Durchhaltevermögen. Und Humor.