home icon
Katharina Martin
Lesedauer 3 Min
31. Januar 2018

Große Schwester, kleine Schwester: Geschwisterliebe trotz großem Altersabstand

Meine Mädchen. Wenn ich sie anschaue, könnten sie verschiedener nicht sein. Eine so groß, so erwachsen, so dunkel, so schlaksig, die andere noch klein, niedlich, so blond und in all ihren Bewegungen noch ganz Kind. Zwischen ihnen liegen nicht nur sechs Jahre, sondern auch – Welten.

Während die Große schon zur Schule ging, lernte die andere gerade laufen und während die Kleine die freie Zeit zu Hause genoss, wuchsen der anderen die ersten Flügel ohne Mama im Rücken. Und auch heute ist es so: die Große fängt an, sich zu schminken, mit Freundinnen auszugehen und spielt in einer Punkrockband, während die Kleine eifrig im Schulchor singt, am liebsten nachts das Zimmer mit ihrem Bruder teilt, um nicht alleine zu sein und gerade mal ihre ersten Bücher alleine liest.

Was verbindet diese beiden, außer der Tatsache, dass sie als Schwestern unter einem Dach leben? Wie ist die Beziehung zwischen zwei Kindern mit durchaus großem Altersabstand, die von außen betrachtet so gut wie keine Berührungspunkte in ihren individuellen Leben haben?

Du gehst voran, ich folge

Die Große sieht es oft nicht, aber die Kleine betet den Boden an, auf dem sie geht. So oft sie kann, schleicht sie in Abwesenheit der großen Schwester in deren Zimmer und schaut deren Sachen an, probiert das Parfüm, legt eine CD auf und schlüpft in die Lederjacke. Natürlich gibt es Zoff, wenn die Große das merkt, aber die Kleine kann offenbar nicht anders: sie folgt der großen Schwester so gut sie kann.

Für sie ist die Große das Vorbild in allem. Sie orientiert sich an dem, was sie tut und wie sie es tut, an ihren Stärken und Schwächen und an allem, was sie miteinander teilen. Wenn die Große sich für sie Zeit nimmt, ist sie die willigste Anhängerin und liebt es, in deren Bett zu liegen und sich Geschichten erzählen zu lassen. Kein größerer Schmerz, wenn die Große verweigert, mal bei der Kleinen zu schlafen, kein größeres Glück, wenn die „coolen Klamotten“ der Großen in die Kiste wandern, auf der ihr Name steht und von denen sie weiß: sie wird sie mal tragen.

trendblog_schwestern_berlinmittemom

Ich schaue zurück und da bist du

Die Große ist natürlich auf dem Weg weg von uns, weg aus dem Nest und wahrscheinlich gibt es keine Phase, in der die Teenies dringender wegstreben, als in dieser frühen Teeniephase. Und das tut sie. Aber ich sehe genauso, wie gerade die kleinen lästigen Geschwister auch ein Anker in der Familie sind. Die Große fühlt sich zuständig und verantwortlich, auch wenn sie die beiden Kleineren oft ärgert – sie liebt sie und das zeigt sie auf ihre Weise.

Sie gibt feierlich ihre Lieblingsbücher weiter an die Kleine mit den Worten „Du bist jetzt soweit“, oder macht ihr komplizierte Flechtfrisuren, damit sie in ihren Lieblingselfenverkleidungen besondres glänzen kann. Ich glaube, sie schwelgt dabei selbst in dieser Zeit, in der sie sieben Jahre alt war und diese Verkleidungen trug und diese Bücher las. Ich glaube, sie genießt es, das mit der Kleinen quasi noch einmal zu durchleben.

Die Große und die Kleine

Am liebsten sind die beiden zusammen im Bad. Die eine duscht, die andere planscht, sie waschen ihre langen Haare und föhnen sich dann gegenseitig. Diese Zeit ist besonders, weil sie nur ihnen gehört und ich höre sie lachen, albern, kichern, manchmal auch streiten, manchmal auch singen. Und wenn sie raus kommen ist das Bad verwüstet, alles ist nass und die beiden sind – glücklich.

Dann hoffe ich, dass sie nicht nur noch viele solche Stunden gemeinsam erleben, sondern dass sie auch gerade dabei sind, ihre Beziehung zu stärken, zu festigen. Dieses Band zwischen Schwestern, das sie ein Leben lang binden wird, im Guten wie im Schlechten. Ich hoffe, sie werden immer gemeinsam lachen können, immer diese Vertrautheit haben und je älter sie werden, den Altersabstand zwischen ihnen schrumpfen lassen.

Meine Mädchen.

Diese Produkte könnten dir gefallen