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Katharina Martin
4 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Ich esse keine Tiere! Das vegetarische Experiment mit der ganzen Familie

Wir essen Fleisch. Nicht täglich und auch nicht in großen Mengen, außerdem immer Biofleisch, aber wir essen Fleisch. Mit dieser Gewohnheit sind wir als Familie jetzt erstmalig an unsere Grenze gekommen, denn der Sohn brachte das Thema bei einer Grillmahlzeit auf: „Das sind tote Tiere, die wir essen. Ich möchte nicht, dass Tiere sterben, damit wir sie essen können.“

Damit war das Thema Tierhaltung, Schlachtung und Verzehr auf dem Tisch und wir sprachen mit den Kindern ausführlich darüber. Sie hatten viele Fragen dazu, warum wir überhaupt Tiere essen, wieso wir nur bestimmte Tiere essen und andere nicht und warum es in anderen Kulturen anders ist. Wir besuchten Freunde, die schon lange vegetarisch leben und die Kinder nahmen zum ersten Mal bewusst wahr, wie sich Menschen täglich ernähren, die keine Wurst aufs Brot legen und keine Steaks grillen. Und als wir wieder zu Hause waren und am nächsten Morgen beim Frühstückstisch saßen, schlug ich den Kindern vor, ein Experiment zu versuchen: wir wollten für eine Woche vegetarisch leben, nur für eine Woche, um zu sehen, wie wir das finden würden.

Gesagt, getan. Wir verbannten Aufschnitt, Putenwiener und Grillwürstchen aus dem Kühlschrank und blätterten gemeinsam mit den Kindern in Kochbüchern für vegetarische Küche. Wir machten gemeinsam mit den Kindern einen Plan, in dem wir alle Gelegenheiten und Gerichte aus unserem Alltag auflisteten, die Fleisch enthielten und uns zusammen überlegten, was wir stattdessen gerne essen würden. Wir kamen auch überein, auf Ersatzprodukte zu verzichten und stattdessen auf vegetarische Gerichte auszuweichen, die von vorne herein fleischlos sind, statt zu versuchen, unsere Standardrezepte mit Fleisch so zu verändern, dass sie der neuen Situation entsprächen. Und dann ging es los, das vegetarische Experiment mit der ganzen Familie.

Eine Woche lang kochten und aßen wir vegetarisch. Für mich war das zumindest für eine Woche nicht so eine riesige Herausforderung, allerdings hat es mir bewusst gemacht, wie viel öfter als gedacht ich in den Alltagsroutinen doch zu fleischhaltigen Rezepten greife, einfach weil das Fleisch im Speiseplan die Norm ist. Gewohnheiten sind mächtig, und während ich über dem Einkaufszettel für die vegetarische Woche saß, fiel mir auf, dass die überwältigende Mehrheit aller Standardgerichte, die ich ohne Kochbuch oder Rezept zubereite, Fleisch enthalten. Die fleischlosen Gerichte, die zu meinem Standardrepertoire gehören, konnte ich an einer Hand abzählen und musste für ein bisschen Abwechslung tatsächlich Rezeptsammlungen konsultieren.

So kamen in der vegetarischen Woche auch mal ganz neue Gerichte auf den Tisch, mehr Gemüsesorten und mehr Kräuter und mehr Dinge wie Polenta, Bulgur oder Couscous neben den üblichen Verdächtigen wie Pasta, Kartoffeln und Reis. Langweilig war es jedenfalls nie.

Nach einer Woche saßen wir wieder am Frühstückstisch und ließen die fleischlosen Tage Revue passieren. Die Reaktionen bei den einzelnen Familienmitgliedern waren ganz verschieden. Meine große Tochter, vorher dem ganzen Thema gegenüber zwar durchaus aufgeschlossen, aber auch nicht dringend auf dem Weg zum vegetarischen Lifestyle, beschloss nach dieser Woche, dass sie keine Wurst und keinen Aufschnitt mehr essen möchte – der hatte ihr nämlich gar nicht gefehlt. Ab und zu ein gutes Stück Fleisch, dann aber bewusst und nicht mehr so oft sollte drin sein. Der Sohn, der das Ganze quasi ins Rollen gebracht hatte, hatte allerdings schon an Tag drei jammernd in der Ecke gelegen und gesagt, er habe so „fürchterliche Sehnsucht nach einem Wurstbrot, Mama!“, aß selbiges nach Ende des Experiments mit großer Freude. Die kleine Tochter, die dem ganzen sehr pragmatisch gegenüber stand, blieb fröhlich bei der Marmeladenstulle und tat kund, sie wolle ganz bald Spaghetti Bolo essen, aber vielleicht keine Schmierwurst mehr. Und der Mann und ich…?

Uns hat der bewusstere Umgang mit dem eigenen Fleischkonsum gut getan. Wir haben mal wirklich darüber nachgedacht, was wir da zu uns nehmen und nicht nur davon geredet. Dabei haben wir bewusster eingekauft und gekocht und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir künftig noch genauer hinschauen werden, was und wie viel Fleisch wir als Familie zu uns nehmen werden. Nach Abschluss unseres Experiments war ich allerdings erst mal froh, dass die schlechte Laune des Sohnes mit einem Wurstbrot geheilt werden konnte. Wenigstens kurzfristig.