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Katharina Martin
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Ich hasse Freundebücher

Ich hasse Freundebücher. Ja, ich hasse sie wirklich. Nicht Freundebücher von Schulkindern oder Jugendlichen, die selbst schreiben und lesen können, eigene Ideen haben und Spaß daran, ihren Freunden etwas individuelles, witziges und besonderes in ihre Bücher zu schreiben. Nein, ich hasse Freundebücher von nun jetzt dreijährigen Kindergartenkindern bis zum Schulalter von Kindern, die nicht lesen und schreiben können. Diese Bücher flattern mit einer Regelmäßigkeit bei uns zu Hause ein. Der Haken ist, dass diese Kinder nicht schreiben können und schon gar nicht lesen. Und mit einer Regelmäßigkeit arbeiten die Eltern morgens vor dem Kindergarten den Stapel Freundebücher ab.

Ich lege sie erst mal zur Seite, bis mich mein schlechtes Gewissen packt und ich denke: „Oh Gott, jetzt müssen wir dringend noch mal die Freundebücher ausfüllen.“ Und bemerke: „Oh nein!!! Wir haben kein passendes Foto!“ Also erst mal Fotos machen und vervielfältigen. Das dauert erst mal. Dann müssen Fragen beantwortet werden wie: „Was ist denn dein Lieblingsbuch, dein Lieblingslied, dein Lieblingsgericht, die Lieblingsfarbe…“Und natürlich müssen Bilder gemalt werden. Die Krönung war, ein vierseitiges Freundebuch, welches meine Tochter ausfüllen sollte. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich fühle mich gestresst und genervt von dieser Art von Arbeit.

Es ist ja schon zum Schmunzeln, denn es kommen immer wieder neue Freundebücher dazu. Ist es ungerecht, wenn ich schon fast ausfällig und genervt bin, wenn mein Kind mir strahlend entgegen rennt und mir ein neues Freundebuch entgegenstreckt? Bin ich oberflächlich, wenn ich ständig vergesse diese auszufüllen, sie auf die Seite lege und ab und zu nicht mehr finde? Vielleicht sollten wir einen Korb für Freundebücher bereitstellen, zur sicheren Verwahrung. Und noch besser ein Zeitfenster zur Ausfüllung dieser bereithalten. Denn es reicht nicht, dass man diese Bücher ausfüllen muss. Nein, diese Bücher offenbaren die unerbittliche Wahrheit über unsere Familie. ;0))

Ich zucke merklich zusammen, wenn ich meiner Tochter vorlese:„Was ist dein Lieblingsessen“? Sie: „Pommes „Ich: „Oh, aber du magst doch auch so gerne Linsen mit Spätzle oder Fleischküchle.“Sie wieder: „Ja schon Mama, dann schreib lieber Fischstäbchen. „Weiter geht es mit Lieblingssendung oder dem Lieblingsfilm.Lina: „Barbie.“ Ich: „Aber du liebst doch den Mondbär oder Pettersson und Findus?“Lina: „Nein, Barbie oder kleine Schwester Charlie!!!!“Grrrrrr, ich ergebe mich.

So geht das weiter. Und die Zeit rast und rast und rast. „Lina jetzt musst du dich beeilen, denn du musst noch ein Bild für Sophie malen. Und dann müssen wir aber hopp hopp in den Kindergarten.“ Natürlich fehlt dann der Wunschglitzerstift in pink und mit normalen Buntstiften ist es natürlich nun nicht möglich, in das Freundebuch zu schreiben. NERV (ich) und HEULEREI (sie).

Oh, wie schön war das zu meiner Zeit. Rosen, Tulpen, Nelken alle Blumen welken, nur die eine nicht und die heißt Vergissmeinnicht.Oder noch besser: Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein!

Ja genau so, ich will nicht mehr bewundert sein, ich will nur fertig werden, egal wie die Antworten ausfallen, denn wir müssen zum Ende kommen. Ich war elf, zwölf oder vierzehn aber doch sicherlich nicht vier, als ich in Bücher schrieb. Heute beginnt die Selbstdarstellung der Generation Facebook und Instagram schon im Kindergartenalter. Und sicher weiß mein Kind mal ganz andere Dinge über seine Kindergartenfreunde als das, was sie gerne essen oder welche Lieblingsfarbe sie haben. Dass Paul beispielsweise ins Matschloch fiel und Luisa ihren ersten Zahn beim Turnen verloren hatte.

So, das Bild ist fertig. Mein Kind strahlt und ich ebenso. Erleichterung auf beiden Seiten und wir rennen glücklich und stolz in Richtung Kindergarten.