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Katharina Martin
4 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Ich wünsch‘ mir ein Haustier!

Alle Eltern kennen diesen fatalen Moment. Irgendwann ist das Kind nicht mehr so klein, dass es im Kinderwagen sitzt oder bei Spaziergängen zwangsläufig getragen wird. Es ist ein Kleinkind, es läuft oder laufradelt voran und erobert sich seine Bereiche selbständig. Und es trifft… Tiere. Zuerst ist es die Schnecke am Wegesrand, der Marienkäfer im Garten, der Nachbarshund hinterm Zaun oder vielleicht die alte Katze bei Oma, die mehr hinterm Kamin liegt als sonst was. Wir Eltern sind verzückt von der geballten Niedlichkeit: kleines tapsiges Kind streichelt kuschelige Tigerkatze oder führt den willigen Hund ein Stückchen an der Leine. So süß! Kinder und Tiere, das ist ja wirklich wunderschön, oder?

Dann wird das Kind noch größer. Vielleicht ist es jetzt so fünf Jahre alt. Sein Radius hat sich erweitert, es hat Kindergartenfreunde und geht selbständig zum Spielen bei den Kindern in der Nachbarschaft. Und irgendwo, gut versteckt in diesen neuen Welten, wohnt ein Kaninchen im Gartengehege. Sitzt ein wuscheliges Meerschweinchen im Stall im Kinderzimmer. Flitzt ein niedlicher Hamster in einem Rädchen. Dann kommt das Unvermeidliche. Das Kind kommt nach Hause und verlangt – ein eigenes Haustier.

Und sofern die Eltern nicht zu ganz rigorosen, immer konsequenten Spezies gehören, die ein für alle mal kategorisch n e i n sagen und dabei bleiben, geht das Thema nicht mehr weg. Es wird sich nachts in den Schlaf geseufzt mit den Worten: „Ach, so ein Häschen! Ich würde mich auch darum kümmern, Mama. Bestimmt!“ Mama und Papa werden gezwungenermaßen zu den Nachbarn geschleppt, um zu begutachten, wie praktisch so ein Außengehege für die Meerschweinchen ist und mit eigenen Augen zu sehen, dass die ja praktisch keinen Dreck machen. Und in der Stadtbücherei werden Fachbücher über die diversen Kleintiergattungen ausgeliehen und demonstrativ vor den Augen der Eltern studiert.

Was tun? Bei uns fing alles mit einer sehnsüchtigen Sechsjährigen an und mündete in folgenden Kompromiss kein Pferd (unrealistisch), kein Hund (wer geht damit raus?), keine Katze (die wird in der Stadt überfahren und überhaupt: Allergie!) – also ein Meerschweinchen. Und weil die nicht alleine sein sollen: zwei. Nach langen Wochen der Sehnsuchtsseufzer, der Fachlektüre und der Recherche über den ortsansässigen Verein der Kleintierzüchter, zogen Romeo und Ravioli, zwei kurzhaarige Meerschweinbrüderchen bei uns ein.

Das ist inzwischen sechs Jahre her. Was wir seitdem erlebt haben, würde einen ganzen Meerschweinchenroman füllen. Einer der Brüder hatte einen tödlichen Unfall, der eine tränenreiche Gartenbestattung nach sich zog und den anderen als depressiven Futterverweigerer zurück ließ. Es musste aus therapeutischen Gründen also Meerschweinchennachwuchs ins Haus: ein Babyschweinchen namens Roquefort versüßte dem übrig gebliebenen Bruder den Lebensabend. Und natürlich brauchte auch Roquefort einen neuen Gefährten, als der Schweinchenopa nach seinem Ableben bei seinem Bruder im Gartengrab beigesetzt wurde. Jetzt wohnt also mit Roquefort ein fuchsfarbenes Meerschweinmädchen namens Rosie im Gehege. Und wenn die beiden nicht zufällgig gleichzeitig der Schlag trifft… Es ist eine Endlosschleife.

Alle Eltern müssen es wissen, es hört nicht auf. Es ist eine Falle! Wer meint, mit einem Kleintier wie Hamster, Kaninchen oder Meerschweinchen eine Art Kompromiss zu Hund-Katze-Pferd gefunden zu haben, dem sei gesagt: ihr irrt euch! Ihr irrt euch fürchterlich! Und wer nicht gerade auf dem Bauernhof lebt, wo ein Tier mehr oder weniger nicht weiter auffällt und das Zusammenleben mit Tieren zum normalen Alltagserleben gehört, der wird sich mit seinen Kindern vollkommen neuen und ungewohnten Themen stellen müssen: die Tiere werden krank. Sie sterben. Es passieren unschöne Dinge, traurige und auch schwierige Dinge. Und natürlich kümmern sich die Kinder NICHT wie vorher abgesprochen um die lieben, heiß ersehnten Haustiere. Das bleibt an den Eltern hängen.

Würde ich nicht die Meerschweinchenbande versorgen, die Kinder zwingen, das Gehege regelmäßig auszumisten, mit den Fellknäulchen sprechen, die Krallen stutzen und checken, ob es ihnen gut geht, sie würden in ihrem Dreck verkommen. Das hätte ich vorher wissen können, habe es aber erfolgreich verdrängt und mir eingebildet, das sei ein Lernprozess, den die Kinder schon mitmachen würden: wenn sie nur immer wieder sehen, dass die Tiere sie brauchen. Das ist ein Irrtum. Die Kinder begreifen das nicht wirklich. Und weil man als Eltern natürlich nicht die Tiere leiden lässt, nur um den Kids eine Lektion zu erteilen, erfolgt die Einsicht in die Notwendigkeit dieser Tätigkeiten nur sehr… ääähhh… bedingt. Überschaubar.

Wer seinem Kind den Wunsch nach einem Haustier erfüllt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er sich selbst ein Haustier anschafft. Ich zum Beispiel habe seit sieben Jahren Meerschweinchen. Ich kenn mich jetzt echt aus. Ich bin quasi eine zufällige Meerschweinchenspezialistin. Eine Fellschnutenmama wider Willen. Dabei kann ich Käfigtiere eigentlich nicht leiden. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir nämlich Katzen. Deshalb ist mein Rat an alle Eltern, die noch nicht in die Haustierfalle geraten sind: schafft euch gleich das Tier an, dass IHR schon immer haben wolltet. Habt ihr mehr von. Das Kind kümmert sich ohnehin nicht.