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Katharina Martin
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Ist es schlimm, dass ich ein schlechtes Vorbild bin?

Tag ein, Tag aus predigen wir unseren Kindern, was sie alles richtig machen sollten in ihrem Leben. Wir stellen unzählige Regeln auf, die wir ihnen gebetsmühlenartig immer wieder vortragen. So vermitteln wir ihnen beispielsweise, wie wichtig Verlässlichkeit, Pünktlichkeit oder auch Ordnung sind. Aber geben wir selber auch ein gutes Vorbild ab?

Vor allem bei meiner großen Tochter Louisa sehe ich sehr oft, wie ähnlich sie mir doch in vielem ist. Sie ist ein kleines Chaoskind, etwas schlampig und verträumt, die sehr gerne irgendwelche Dinge irgendwo liegen lässt und sie dann nicht mehr wiederfindet. Erst gestern hatten wir die große Diskussion, dass sie seit über einer Woche ihren neuen Füllfederhalter nicht mehr finden konnte. Das letzte Mal hatte sie ihn laut ihrer eigenen Aussage auf ihrem Schreibtisch gesehen. Allerdings war dieser so „vollgemüllt“, dass man auf ihm einfach nichts mehr finden konnte. Natürlich habe ich mit ihr geschimpft und Besserung verlangt. Aber war bzw. bin ich so viel besser als meine Chaostochter? Sieht mein eigener Schreibtisch nicht auch manchmal recht unordentlich aus?

Wenn ich mich an meine eigene Kindheit zurück erinnere, muss ich ehrlich gestehen, dass ich genauso wie Louisa war. Wie oft habe ich meinen Sportbeutel in der Turnhalle vergessen und meine Mutter musste ihn dann wieder holen. Und auch heute noch passiert es mir gern, dass ich etwas liegen lasse oder vergesse. Da frage ich mich schon, ob ich denn eigentlich so geworden bin, wie meine Mutter sich das erhofft hat? Und was erhoffen wir uns von unseren Kindern?

Ehrlich gesagt habe ich mir selten überlegt, was für ein Vorbild ich abgebe. Ich muss an meinen Sohn Mats denken, der ein kleines Schleckermaul ist. Er würde sich am liebsten den ganzen Tag von Schokolade ernähren. Natürlich wird ihm das verboten. Ich selber aber liebe es abends, wenn die Kinder im Bett sind, Süßigkeiten in mich hinein zu stopfen, momentan vor allem Smarties und Gummibärchen, seufz. Tja, wir Eltern sind oftmals Meister der Doppelmoral, also unperfekte Vorbilder, aber ist das schlimm? Können wir rund um die Uhr als Vorbild funktionieren? Fürs Gute wie fürs Schlechte?

Vorbilder sind Menschen, die Werte und Normen vermitteln. Und wir Eltern versuchen, unseren Kindern durch unser Denken, Reden und vor allen Dingen Handeln stetig Werte mit auf ihrem Weg zu geben. Aber natürlich sind wir zwar bemüht perfekte Vorbilder abzugeben, aber wir haben natürlich auch andere Bedürfnisse. Kinder orientieren sich vor allem in jungen Jahren an ihren Eltern. Bis zur Pubertät werden die grundlegenden Werte geprägt, die ihnen dann ein Leben lang als Orientierung dienen. Schon allein wie wir Eltern als Paar miteinander umgehen prägt das spätere Beziehungsverhalten unserer Kinder. Unbewusst wiederholen die Kindern Muster wieder, wie auch wir Muster unserer Eltern wiederholen.

Aber wir Eltern sind nicht perfekt, wie auch die späteren Vorbilder unserer Kinder: Sportler nehmen Doping, Musiker Drogen, Schauspieler haben Affären… Jeder Mensch hat seine Schwächen und ist ein Wesen mit Widersprüchen. Unsere Kinder merken das meist sehr früh und ziehen daraus ihre eigenen Schlüsse. Dies ist gut und muss auch so sein. Denn mit dem Ziel ein perfektes 24h-Vorbild sein zu wollen, kann man nur scheitern. Aber wir Eltern können zumindest versuchen ein gutes Vorbild mit all seinen Ecken und Kanten und natürlich auch Schwächen zu sein. Kinder können nur mutig, gerecht, witzig, empathisch und locker werden, wenn wir es ebenfalls sind. Von daher finde ich es nicht schlimm, kein perfektes Vorbild abgeben zu können, zumindest bin ich authentisch.