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Julia Wiener
4 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Klassenfahrt in der Grundschulzeit – ja oder nein?

Meine Kinder gehen auf eine internationale Schule. Die Familien dort kommen aus über vierzig verschiedenen Ländern und entsprechend unterschiedlich sind die Sprachen und auch die Traditionen. Man macht sich darüber kaum je Gedanken, dass die eigene Normalität für andere möglicherweise seltsam sein könnte. Aber wenn man mit so vielen Menschen zusammen kommt, deren Aufwachsen, Gewohnheiten und Auffassung von „Normalität“ anders ist, als die eigene, tritt das mitunter klar zutage. Und man hinterfragt manchmal Dinge neu, die sonst ganz selbstverständlich wären.

Klassenfahrt

Bei uns in der Schule ist das regelmäßig das Thema Klassenfahrt. Ich weiß nicht, wie es in anderen Bundesländern so ist, aber hier in Berlin ist es normal, dass bereits die Kitakinder zusammen verreisen – und in der Grundschule fahren sie alle für mehrere Tage als Klasse weg. Selbst für viele der deutschen Eltern ist das diskussionswürdig, aber für die amerikanischen, französischen oder vielen verschiedenen asiatischen Eltern ist das mitunter das Absurdeste, was sie je gehört haben: die eigenen, kleinen Kinder mehrere Tage auf eine Reise schicken!

Ich muss sagen, dass ich das aus meiner eigenen Kindheit auch nicht so kenne. Den ersten längeren Ausflug ohne Eltern, damals eine Tagesreise von Koblenz nach Trier, machten wir in der vierten Klasse. An eine Übernachtung in der Jugendherberge erinnere ich mich erst wieder zwei Jahre später. Und eine richtige Reise mit mehreren Tagen Aufenthalt gab es in meiner Erinnerung erst in der zehnten Klasse wieder. Da fuhren wir zum Skifahren nach Österreich.

Diskussionsbedarf

Aber was ist denn eigentlich dran an der Klassenfahrt im Grundschulalter? Ist das zu früh? Genau richtig? Wir diskutieren das oft im Elternkreis vor und zurück und auch die Kinder haben dazu natürlich eine Meinung. Die meisten finden es gut, auch wenn sie ein bisschen aufgeregt sind. Und wenn der Klassenverband gut ist, macht es in der Regel allen Spaß und sie überwinden ihre Ängste. Aber für die, die sich von den Ängsten nicht so leicht befreien können, ist es natürlich schwer. Wenn sie niemanden haben, der sie versteht, wo sie zeigen können, wie sie sich fühlen oder ihre Ängste ausdrücken können, haben sie eine schwierige Zeit und möglicherweise nicht ganz so viel Freude an den Tagen fern von zu Hause, wie die anderen.

Für uns hat sich das Konzept bewährt: so viel wie möglich, so wenig aufregend, wie es geht. Wir ermuntern unsere Kinder also, sich auf das Abenteuer Klassenreise einzulassen. Wir reden über das Ziel, befassen uns damit, was am Zielort für Unternehmungen anstehen und haben sogar schon mal eins der „Reiseziele“ vorher in Augenschein genommen, um das aufgeregte Kind im Vorfeld zu beruhigen. Außerdem hat es sich bewährt, Allianzen zwischen den Kindern bzw. mit anderen Eltern zu bilden: hat dein bester Freund Angst, alleine zu schlafen? Dann sei bei ihm! Dafür hilft er dir mit den Schnürsenkeln, weil es dir peinlich ist, dass du das immer noch nicht alleine kannst.

Ängste

Solche Beispiele gibt es viele, bedenkt man die Tatsache, dass Kinder im Grundschulalter ja noch verhältnismäßig klein sind und nicht nur Ängste sondern auch verständliche Lücken in ihrer Entwicklung haben: der eine nuckelt im Schlaf noch am Daumen, der andere macht vielleicht noch mal Pipi ins Bett oder in die Hose, der dritte kommt nicht mit dem Reißverschluss klar undsoweiterundsofort. Es macht also Sinn, im Vorfeld die Quellen für Unwohlsein auszumachen und idealerweise die Kinder einander zur Seite zu stellen.

Heimweh ist sicherlich das größte Hindernis auf dem Weg zur fröhlichen Klassenfahrt, das die kleinen Menschen zwischen sechs und zehn Jahren zu bewältigen haben. Da greifen wir immer auf die Dose mit den Kussbonbons zurück: mit Lippenstift drücken alle zu Hause gebliebenen Familienmitglieder vor der Reise Kussmünder auf Zettel, die dann in einer kleinen Blechdose als Kussvorrat dem Reisekind mitgegeben werden. Das hilft wirklich!

Jedes Kind ist anders

Wir versuchen aber natürlich, sensibel zu bleiben für die Aspekte, die man mit Kussbonbons und dem besten Freund als Alliiertem nicht lösen kann. Jedes Kind ist anders, auch innerhalb der eigenen Familie. Wenn eins der Kinder panische Ängste zeigt und sich partout nicht einlassen kann auf das Abenteuer Klassenfahrt, ist das in diesem jungen Alter auch kein Beinbruch. Dann tut man niemandem einen Gefallen, das Kind zu zwingen. Wir haben es dann schon mit Tagestrips gelöst: Kind morgens hingebracht und abends wieder abgeholt. Manchmal hatte es dann abends unbändige Lust, doch über Nacht zu bleiben. Klassenfahrt auf den zweiten Blick sozusagen.