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Katharina Martin
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Lach mal, Mama! Die Witzephase beim Schulkind

Wer erinnert sich noch an die Fritzchen-Witze aus seiner eigenen Kindheit? Ich kann berichten, der Fritzchen-Witz LEBT! Und auch die Häschenwitze, in denen der Haupt-Gag darin besteht, dass das Häschen ständig fragt: „Hattu Möhrchen?“ Ja, auch diese Witze werden noch erzählt. Ausführlich. Nicht enden wollend. Langatmig. Und immer und immer wieder.

Ich weiß noch, wie es anfing. Meine große Tochter war ungefähr vier Jahre alt und geriet in den Besitz eines Witzes über Schnecken. Eigentlich ist der Witz sehr lustig, harmlos aber lustig, vor allem deshalb, weil die Schnecke in dem Witz berlinert. Wir freuten uns und ließen sie ihren ersten Witz wieder und wieder erzählen – wir a h n t e n ja gar nicht, dass wir damit den Grundstein zu etwas legten, das wir bald nicht mehr würden kontrollieren können.

Denn der erste, süße ganz niedliche Schneckenwitz unserer Tochter erschuf unzählige Varianten von Schneckenwitzen, allesamt basierend auf dem selben Prinzip und allesamt bevölkert von berlinernden Schnecken, die jedwede Pointe mit dem immer selben Satz killten: „Wat warn ditt eben?!“ Damals begannen wir zu ahnen, dass das erst der Anfang war von etwas Mächtigem war, das uns überrollen würde. Das witzerzählende Kind.

Wir durchliefen verschiedene Phasen. Zuerst, im fortgeschrittenen Kindergartenalter, waren es Tierwitze. Die berlinernden Schnecken waren nur der Anfang. Schnell kamen gurkenessende Pinguine dazu, Frösche, die das Alphabet rülpsten, Wildschweine im Schlafanzug und dann kam… Fritzchen. Und mit ihm kam die unsäglichsten Kalauer in gereimter und ungereimter Form, die die Menschheit je erdacht hat. Bei Fritzchen geht es immer um Frechheiten: Fritzchen ist doof zu seiner Oma, doof zum Polizisten, doof zum Busfahrer, doof zu seinen Eltern, doof zur Lehrerin. Und während man Fritzchen so zuhört, dem kleinen unsympathischen Klugscheißer, sieht man schon den neuen Kontext auf sich zurollen, denn Fritzchen macht Fäkalwitze, Fritzchen pupst, Fritzchen hört „Pampelmusen“ und versteht „Busen“ und es wird klar: mit Fritzchen geht die Tür auf zur Phase der handfesten Schulkindwitze. Furzgeräusche und verbotene Wörter inklusive.

Und da sind wir nun. Wir haben unsere schönen, schlauen, wundervollen Kinder eingeschult, sie haben lesen und rechnen und schreiben gelernt und kommen jeden Tag mit neu Erlerntem nach Hause – und mit neuen Witzen. Jetzt werden die Kinder auch selber kreativ und ähnlich wie in der harmlosen Tierphase (Oh, könnten wir doch zurück zu der berlinernden Schnecke! Zurück zur Unschuld! Nur für einen Augenblick!) entstehen die Pointen oft erst während des Erzählens. Aus Kindersicht wird der Lacher garantiert durch möglichst viel Ekelcontent. Ja, das ganze Programm. Und nein, sie lassen sich durch nichts davon abhalten, ihre Pointe an den Mann zu bringen. Selbst mit Oma und Opa am Kaffeetisch oder bei der Begegnung mit dem schwierigen Nachbarn auf dem Sonntagsspaziergang. Es muss raus. Alternativ geht statt Ekelhumor nur noch der präpubertäre „Er hat Busen gesagt!“-Humor. Beides für erwachsene Gemüter eher schwer auszuhalten. Aber wie gesagt: it’s unstoppable.

Inzwischen sind die Kinder zu dritt. Die Große macht bereits die erste Witzepause, verdreht eher die Augen, wenn die jüngeren beiden mit solchen Witzen ankommen, kann es aber nicht lassen, selbst ab und zu eine der „Pointen“ vorwegzunehmen und damit die Kleinen nachhaltig zu verärgern. Diese beiden sind nämlich wie zwei Minions: sie erzählen sich schlechte und echt unangenehme Witze, klopfen sich dann gegenseitig auf die Schulter und lachen dreckig. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Laut Musik aufdrehen hilft nur kurz, Beten hat nix genutzt und dagegen reden stachelt sie nur an. Es bleibt einem also nichts anderes übrig, als achselzuckend damit zu leben und sich vorzusagen: es ist nur eine Phase!

Der Mann und ich, wir setzen uns dann oft aufs Sofa, genehmigen uns ein Glas Rotwein und erzählen uns einen Schneckenwitz. Berlinernd.