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Katharina Martin
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Lasst die Kinder spielen

Wenn ich meine kleine Tochter beim Spielen beobachten kann, bin ich glücklich. Es ist wunderschön zu sehen, mit welcher Hingabe und welchen Ideen sie sich auf ihr Spiel einlässt. Sie singt und tanzt, hat 1000 Ideen. Baut einen Kaufladen auf, verwandelt ihr Bett in eine Prinzessinnenburg, ist erst ein Pony und dann doch wieder ein Einhorn, erst die böse Fee und dann die liebe kleine Prinzessin. Verarbeitet Dinge, die sie morgens im Kindergarten erlebt hat. Spielt den Streit mit der besten Freundin nach. Ist nicht mehr kleine Schwester sondern große Schwester, die alles bestimmen kann. Die Erzieherin, oder noch lustiger, die eigene Mama.Da muss ich oft schmunzeln, wenn ich mich selbst höre, da sie mir durch ihr Spiel mal wieder den Spiegel vorhält. Oh je bin ich wirklich so schlimm?

Für Erwachsene ist Spielen oft nichts. Es ist Freizeit für sie. Für Kinder ist es alles. Spielen ist ihre Daseinsform. Spielen ist für Kinder lebenswichtig. Nur im freien, selbst entscheidenden Spiel machen Kinder wichtige Erfahrungen. Sie entwickeln kognitive Fähigkeiten, verarbeiten Konflikte und versuchen diese zu lösen. Spielen Erlebtes nach, üben Bewegungen ein, sind frech, laut, wild, schüchtern… einfach das, was man im Moment sein möchte. Ohne Vorgaben und vor allem ohne Ergebnisse. Vielen Eltern fällt es sehr schwer, ihre Kinder einfach spielen zu lassen. Sie kritisieren Erzieher als faul, die ihren Kindergruppen das freie Spiel ermöglichen.

In unserer heutigen Zeit sind wir es gewohnt, ergebnisorientiert zu handeln und übertragen diese Vorstellung oftmals auf unsere Kinder. Schon vor 50 Jahren beschrieb Bruno Bettelheim die Tendenz der Eltern, ihre Kinder beim Spielen zu korrigieren. Heute sind Eltern mindestens dreimal so perfektionistisch und unendlich besorgt über ihren Nachwuchs wie damals. Das ausgesuchte Spiel ist ein Lernspiel, ein Holzstück muss die Auge-Hand Koordination fördern und das Memory wird nur gespielt, da es die Konzentration fördert. Spielen mit Freunden im Freien ist zu gefährlich und eine Radtour unvorstellbar („Oh nein, lieber nicht!“)

Wir verbauen Kindern wichtige Erlebnisse und schützen sie vor Erfahrungen, die sie ohne uns machen sollten. Nach jahrelanger Forschung sind sich heutzutage sämtliche Entwicklungspsychologen einig, dass das Spiel an sich einen sehr wichtigen Bestandteil für die Kinder beinhaltet, denn spielen ist für Kinder unumstritten lebenswichtig. Kinder erkunden Dinge selbstständig oder gemeinsam, sie legen Regeln für ein Spiel fest, ertragen Konflikte, machen gemeinsame Erfahrungen oder finden Freunde. Ein Mensch braucht viele Eigenschaften und jedes Kind macht im Spiel verschiedenste Erfahrungen. So erfährt ein einjähriges Kind wie es Bauklötze aufeinanderstapeln kann. Alleine für sich macht es diese wichtige Erfahrung. Und größere Kinder ab 3 Jahren fangen allmählich an, gemeinsam Rollenspiele zu erfinden.Für Schulkinder, deren Leben oft mit Regeln verbunden ist, wird auch ein freies Spiel mit dem Auseinandersetzen dieser Regeln sein. Man findet seine Rolle in einer Gruppe, macht wichtige Sozialerfahrungen und das alles ohne das Einmischen von Erwachsenen.

Ich fand es immer sehr spannend meine Kinder zu beobachten, wie sie in jeder Umgebung mit den ihnen zur Verfügung stehenden Dinge so spielten, wie es am besten für sie war. Da wurde eine leere Wasserflasche zur Puppe oder ein Stück Holz zum Piratenschiff. Spielen ist eine permanente Verarbeitung dessen, was Kinder im Alltag erleben. Kinder proben Situationen und Probleme, die ihnen in ihrem Alltag wichtig sind und die sie versuchen über das freie Spiel zu verarbeiten. Das ist auch für uns Erwachsene sehr spannend, wenn man im Stillen seine Kinder beobachtet. Man erfährt sehr viel über sie. Was sie im Moment beschäftigt, was sie belastet und woran sie gerade besonders viel Freude haben. Schaut selbst!