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Julia Wiener
3 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Mama, mir ist langweilig! Warum Kinder Langeweile brauchen

Die Sommerferien sind vorbei, meine Kinder gehen wieder in die Schule. Uff. Ich habe das Gefühl, wir sind alle überreif für geregelten Alltag und auch mein Sohn fasste es dieser Tage so zusammen: „Mama, ich freue mich, wenn die Schule wieder losgeht und ich wieder richtig was zu tun habe.“

Nun gut, er kommt erst in die vierte Klasse, ich bin sicher, diese Einstellung ändert sich noch, aber was ich eigentlich aus seinen Worten herauslese, ist etwas Anderes. Er hat in den letzten Wochen bewusst erfahren, wie es ist n i c h t s zu tun zu haben, nicht mal die minimalste Verpflichtung zu haben, wenn man anziehen, essen und schlafen nicht dazu rechnet. Natürlich hat er das sehr genossen, alle meine Kinder haben das. Aber er hat auch gespürt, wie sich diese Art „Alltag“ anfühlt im Vergleich zu seinen vollen Schultagen mit Fußballtraining, Verabredungen mit Freunden und Projekten in der Schule. Er hatte zwischendurch gepflegte Langeweile. Und das ist gut so!

Warum ist das wichtig?

Der Schulalltag meiner Kinder ist durchgetaktet. Sie haben Unterricht, gehen zu diversen AGs oder Clubs, machen Sport und wählen übers Schuljahr verteilt immer wieder kleinere, zeitlich begrenze Projekte aus, bei denen sie mitmachen. Nach der Schule gehen sie also je nach Kind zum Fußballtraining, zur Ballettklasse oder zum Tischtennis, treffen Freunde, machen Hausaufgaben oder erledigen andere Dinge, die im Alltag eben so anfallen. Die Wochenenden sind bei uns Familienzeit, und selbst wenn wir da nicht immer großes Programm machen, verbringen wir doch einen Großteil der Zeit gemeinsam und unternehmen kleinere Dinge als Familie. Die Kinder sind in diesen Rhythmus gut eingebunden und fühlen sich wohl darin. Sie kommen kaum je in die Verlegenheit, dass lange Leerzeiten entstehen, in denen sie nicht wüssten, ws sie mit sich anfangen sollen.

Das ist gut, das funktioniert und alle kommen gut damit klar, dass es vor allem an den Wochenenden mal kürzere Phasen des Nichtstuns oder unverplante Stunden gibt. Aber diese Phasen sind zu kurz, um Langeweile aufkommen zu lassen.

In den Ferien sieht das anders aus. Da ich selbständig und von zu Hause arbeite und natürlich n i c h t sechs Wochen lang freimachen kann, ist die Zeit, in der ich mich als Bespaßerin meiner Kinder auftrete, begrenzt. Natürlich unternehmen wir auch Dinge zusammen, aber sie sind darauf angewiesen, sich auch selbst zu beschäftigen. Und da kommt die Langeweile ins Spiel.

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Ferienzeit

Am Anfang der Ferien, als der Eindruck des durchorganisierten Schulalltags noch sehr stark war, sind sie mir fast die Wände hoch gegangen. Sie haben dauernd gestritten, wussten nichts mit sich anzufangen und waren insgesamt sehr betreuungsintensiv. Je weiter die Ferien fortschritten, umso entspannter wurden die Kinder. Ich habe gesehen, wie sie angefangen haben, loszulassen. Wie sich ihr Verhalten miteinander veränderte und sie wieder mehr Ideen selbst entwickeln und Wünsche formulieren konnten, was sie jetzt gerne tun würden. Ich war mit jeder Woche Sommerferien weniger gefragt und es wurde sich von mir hauptsächlich exklusive Zeit gewünscht: Tischtennisspielen mit dem Bub, Vorlesezeit mit der Kleinsten, ein Gespräch mit der Großen beim Milchkaffee.

Ich war beeindruckt davon, wie sich das Verhalten der Kinder unter dem Eindruck angeblicher Langeweile verändert hat, denn diese Langeweile, dieses ich-weiß-nichts-mit-mir-anzufangen, das anfangs unerträglich war (für die Kinder UND für mich!), hat letztlich den Raum geschaffen, in dem wieder viel mehr möglich war. Die Kinder haben wieder mehr eigene Ideen entwickelt, konnten sich selbst wieder besser spüren und kamen wieder leichter an das heran, was sie wirklich selber gerne tun wollten. Das war sehr beeindruckend, zu beobachten.

Mir war das vorher gar nicht so bewusst, auch wenn ich jetzt sehe, dass das im Grunde in allen Ferien so abläuft, und je länger die Ferien sind, umso deutlicher wird es. Langeweile hat in diesen Kinderleben eine wichtige Funktion – sie schafft den Raum für die eigenen Ideen und Platz für das Hinspüren zu sich selbst.

Aber nach sechseinhalb Wochen Ferien und Langeweile-Zeit freuen wir uns alle wieder auf den geschäftigen (Schul-)Alltag. Langeweile, adé!