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Katharina Martinezo
6 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Mobbing in der Schule: 5 Dinge, die Eltern tun können

Wenn wir unsere Kinder einschulen, ist das ein Freudentag. In einem mehr oder weniger festlichen Akt werden sie mit ihren Schultüten und Schulranzen auf dem Rücken in der Schule willkommen geheißen und starten ihren Weg in die Grundschulzeit.

Am Tag der Einschulung sind wir bei ihnen, in vielen Fällen sind auch Großeltern und Paten und auf jeden Fall die Geschwister dabei und begleiten diesen wichtigen Moment. Auch in den ersten Wochen nach der Einschulung bringen wir die Kinder zur Schule und holen sie, je nach Wohnsituation, auch ab. Der Kontakt zu den Lehrer*innen ist noch relativ eng und wir fühlen uns einigermaßen dicht dran am Schulalltag unserer Kleinen. Aber dieses Band lockert sich natürlicherweise, denn wir können nicht immer dabei sein. Der Schulalltag nimmt seinen Lauf und unsere Kinder sind bereit: sie finden sich ein, sie erobern die Routinen und Lernprozesse für sich und sie meistern die neuen Situationen.

Und plötzlich entstehen Probleme. Nicht im Klassenzimmer, sondern auf dem Schulhof, in den Pausen, auf der Schultoilette und in der Umkleide vor und nach den Sportstunden. Die Kinder erzählen Bruchstücke von Begegnungen mit Mitschülern zu Hause und es dauert eine ganze Weile, bis wir die Tragweite dieser Erzählungen begreifen: das sind keine Streitigkeiten unter Kindern, hier geht es um mehr. Und irgendwann nennen wir das Kind beim Namen – es ist Mobbing.

Über die Hälfte aller Kinder gaben bei einer Umfrage im Jahr 2007 an, von Mobbing betroffen gewesen zu sein. Ist diese Zahl alleine schon heftig, so ist der Einzelfall für die betroffenen Kinder eine furchtbare Last – und für uns Eltern auch. Aber was können wir tun, wenn unsere Kinder immer wieder von solchen Situationen berichten, in denen sie schikaniert, bloßgestellt, aggressiv beschimpft oder sogar physisch angegangen werden? Wir sind nicht dabei und können das auch nicht sein, und es gibt keine Alternative zum Schulbesuch – also was bleibt uns übrig?

Ich habe fünf Ideen zusammengestellt, die helfen können, das betroffene Kind zu stärken und es so aufzubauen, dass es sich nach Möglichkeit aus der Opferrolle befreien und einen eigenen Weg aus der Situation finden kann.

1. Du bist nicht allein!

In der Schulsituation können wir unsere Kinder nicht begleiten, aber wir können auf unterschiedliche Weise dafür sorgen, dass sie sich dennoch nicht allein gelassen fühlen. Wir können die Kinder bringen und abholen und damit schon mal den Weg zur und von der Schule sozusagen absichern. Wenn es einen vertrauten Freund oder eine beste Freundin gibt oder ältere Geschwister an derselben Schule, können auch diese eingeweiht werden und sich für die Pausen als Begleitschutz anbieten. Kinder werden in der Regel eher angegangen, wenn sie alleine sind. In einer Gruppe von zwei oder mehr Kindern, ist das viel unwahrscheinlicher. Wenn die Auseinandersetzungen allerdings körperlicher Art sind, müssen auch Lehrer*innen eingeschaltet werden.

2. Hab keine Angst, du bist auch wer!

Das Gefühl, unterlegen zu sein, ein Opfer zu sein, ist für die meisten betroffenen Kinder lähmend. Es hilft mitunter, ihnen in Erinnerung zu rufen, in was sie selbst stark und „groß“ sind. Ihre Stärken zu betonen bringt sie aus der Opferhaltung, mit ihnen zu überprüfen, wie viel stärker, größer oder angsteinflößender das Täterkind w i r k l i c h ist, rückt die Machtverhältnisse wieder ein bisschen ins realistische Licht. Oft sind die Täterkinder aus einem empfunden Mangel heraus aggressiv oder angriffslustig. Wenn wir den Blick unserer Kinder darauf lenken und seine eigenen Talente und Besonderheiten betonen, stärken wir sein Selbstwertgefühl und bringen es in eine bessere Situation, wenn es zur Konfrontation kommt.

3. Dampf ablassen zu Hause, cool bleiben in der Schule.

Zu Hause ist der sichere Ort, hier darf das Kind alles, auch toben und schreien und mal ganz viele Schimpfwörter sagen. Dafür sollte es in der Schule cool bleiben und versuchen, fiese Bemerkungen und Gemeinheiten zu ignorieren. Ich meine damit nicht, dass es sich verstellen und versuchen soll, keine Angriffsfläche zu bieten. Weg ducken funktioniert nicht. Aber auf alles anzuspringen wird den Mobberkids gefallen, denn dann sehen sie ihren Erfolg und machen gerade weiter. Cool bleiben ist die Devise. Was hilft: zu Hause Dampf ablassen, da kann dem Kind nichts geschehen und alles ist erlaubt. Dafür kann dann in der Schule eine antrainierte Coolness helfen, fiese Bemerkungen auszublenden und sich nicht so treffen zu lassen.

4. Du bist normal, du schaffst das.

Die meisten Kinder denken, dass nur sie das Opfer sind, dass niemals anderen so etwas passiert und dass etwas mit ihnen nicht stimmen kann, weil ihnen das passiert. Es ist wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass das zwar alles schrecklich, aber durchaus keine Seltenheit ist. Das heißt nicht, dass wir ihnen sagen: „Stell dich nicht so an, das ist normal!“, aber es heißt, dass wir ihnen sagen, dass sie normal sind und eher zufällig zum Opfer geworden sind. Es hilft auch, die Geschichten aus der eigenen Schulzeit zu reaktivieren, die Auseinandersetzungen, die wir einst hatten, die Schwierigkeiten mit anderen Kindern nach zu erzählen etc. Damit begreift das Kind leichter, dass so etwas jedem passieren kann, dass das auch wieder vorbei geht und dass es nicht an ihm liegt. Es hilft, die Last einer vermeintlichen Schuld von den Schultern der Kinder zu nehmen, denn Kindern denken immer, sie sind an allem Schuld.

5. Keiner mag dich – wirklich?

In solchen Situationen fühlen Kinder sich allein und abgelehnt. Sie fragen sich, warum es ausgerechnet sie trifft und auch, warum niemand für sie Partei ergreift. Meistens stimmt das so gar nicht, aber in der Wahrnehmung der betroffenen Kinder ist es so: sie sind allein und keiner steht ihnen bei. „Niemand mag mich!“ ist dann oft der Schluss, den die Kinder für sich ziehen – und das macht sie noch einsamer. Eine Liste hilft, und zwar eine mit zwei Spalten: in die eine Spalte kommen die Menschen, von denen das Kind denkt, dass sie es nicht mögen. Da landen dann erst mal die Namen vom Täterkind und seinen Verbündeten. Meist ist diese Spalte aber damit schon fertig bestückt. In der zweiten Spalte werden alle Menschen aufgelistet, die das Kind mögen oder sogar lieben. Diese Liste hat eine geradezu magische Kraft, weil sie sichtbar macht, dass es zwar wohl Menschen gibt, die dem Kind nicht wohl gesonnen sind, dass aber die andere Spalte mit den Verbündeten, den Freunden und der Familie viel viel länger ist. Nach dem Fertigstellen der Liste wird sie sichtbar irgendwo aufgehängt und dokumentiert eindrucksvoll: du bist nicht allein, viele Menschen mögen dich und du wirst geliebt!

Mobbing in der Schule ist ein schwieriges Thema und kann auch ganz dramatische Formen annehmen. Im kleineren Umfang aber helfen diese 5 Tipps wirklich und bringen uns Eltern in Position und als Verbündete an die Seite unserer Kinder. Sie merken, dass wir uns einbringen, dass es uns nicht egal ist, was ihnen passiert und dass wir ihnen beistehen. Damit lässt sich allerhand besser ertragen. Bei körperlichen Auseinandersetzungen oder Übergriffen funktioniert das natürlich nicht mehr und wir als Eltern müssen einen Schritt weitergehen und uns vor unsere Kinder stellen. In vielen Schulen wird heutzutage viel getan, um Mobbing schon im Vorfeld zu verhindern, aber es ist noch ein weiter Weg zur mobbingfreien Schule. Solange das so ist, brauchen unsere Kinder uns, ihre Eltern, als starke Kraft in ihrem Rücken, um sie zu stärken und ihnen etwas mitzugeben, womit sie der Situation begegnen können.