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Julia Wiener
4 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Silvester mit Kindern: eine Reise in die Vergangenheit und wieder zurück

Meine Kinder sind großartig. Wirklich. Sonst hätte ich ja wahrscheinlich nicht drei von der Sorte. Das Ding mit Kindern ist nur – sie sind immer da. Ich meine wirklich immer, morgens, mittags, abends, in der Nacht (vor allem in der Nacht!) und auch an jedem Feiertag. Sie machen niemals Pause, auch wenn ich gerade mal eine Pause nötig hätte, und sie lassen sich nicht temporär abschalten, wenn man es brauchen könnte, wie zum Beispiel an Silvester.

Früher gingen wir an Silvester auf rauschende Partys in leeren Fabriketagen, wir trugen sorgfältig ausgewählte Outfits, die genug Glam hatten, aber auch noch ein bisschen Punk, um unsere Jugendlichkeit zu demonstrieren. Glitzer, das war was für alte Leute, aber das waren wir ja nicht. Wir trugen schwarzroten Lippenstift (es waren die 90er!) und Highheels und hatten uns um unseren Heimweg gar nicht gekümmert. Wir würden durchfeiern, schließlich war Silvester!

Wir hatten Tickets für Partys, bei denen die Getränke inklusive waren, damit man sich nicht mit lästigem Kleingeld belasten musste, und gegessen wurde vorher zu Hause. Ja, manche von uns machten auch mit Mitte 20 schon Fondue vor der Party, aber wir nicht. Essen war nicht wichtig. Trinken war wichtig! Und das lief an Silvester definitiv unter dem Motto „anything goes“. Um Mitternacht standen wir auf irgend einer Flussbrücke und knutschten mit jemandem, den wir vielleicht gerade erst kennen gelernt hatten, und um das neue Jahr zu begrüßen, reichte das Entkorken einer mitgebrachten Sektflasche und das Abbrennen von Wunderkerzen. Der nächste Morgen war kein Morgen, sondern ein früher Nachmittag und er fühlte sich furchtbar an. Weil aber die Nacht davor ja legendär gewesen war und Gesprächsstoff für viele Wochen lieferte, gehörte das eben dazu. Ach ja, so war es früher. Manchmal vermisse ich das. Also Teile davon.

Silvester mit Kindern diesmal anders

Denn heute läuft es ganz anders. Seit Jahren, also seit wir Kinder haben, feiern wir Silvester mit den immer selben lieben Freunden und deren Kindern, abwechselnd bei uns oder bei ihnen. Außerdem mit den anderen Familien im Freundeskreis, die ebenfalls ihre Kinder auch an Silvester nicht loswerden und sich dazu gesellen. Es gibt Raclette und teure Weine, und wir schauen mindestens einmal Dinner for One zusammen. Außerdem fackeln wir zwei ordentliche Feuerwerke ab, eins für die Kinder so um sieben Uhr und das Mitternachtsfeuerwerk für alle Erwachsenen und die Kinder, die bis jetzt durchgehalten haben. Zum Überbrücken der Zeit gibt es Orakelspiele wie Bleigießen und das Schiffchenorakel. Dafür sammeln wir schon tagelang die abgebrannten Kerzenstummel vom Weihnachtsbaum, um sie in die Schalen von Walnüssen zu kleben, die wir dann in großen Schüsseln mit Wasser schwimmen lassen.

Wir überbrücken die Wartezeit bis Mitternacht für die Kinder mit mindestens zwei DVDs, während wir die teuren Weine trinken und beschallen uns also den Abend über freiwillig mit den penetranten Synchronstimmen und Soundeffekten aus Disneyfilmen. Außerdem dürfen die Kinder essen, was sie wollen, was leider bei einigen regelmäßig zu verfrühten Übelkeitsattacken und ja, auch Erbrechen, führt. Einige der kleineren Kinder, eigentlich windelfrei, vergessen in der Aufregung dieses besonderen Tages, rechtzeitig zur Toilette zu gehen und machen Pipi in die Hose. Auch das ein Event, das sich jährlich wiederholt. Wir sind froh, dass wir nicht rausmüssen, sondern zu Hause feiern, denn wir hatten keine Zeit für einen Friseurbesuch und die Nägel sind eine Katastrophe von der Nüsseknackerei und dem Gepuhle an den Baumkerzen für das Schiffchenorakel. Aber wir tragen Glitzer, mindestens das, gern auch viel davon und auf Wunsch einiger Kinder ab und zu eine Luftschlange um den Hals. Wir übernachten alle dort, wo wir feiern und der nächste Morgen beginnt wie jeder andere Tag von Menschen mit Kindern spätestens um acht, aber das sind wir gewohnt, das macht uns nichts aus. Immerhin sehen wir so gründlich zerstört aus wie vor zwanzig Jahren am Neujahrsmorgen, weil wir möglicherweise wieder zwischen zwei Kindern am Boden auf einem Matratzenlager genächtigt haben, wo wir beim Schlaflied singen selbst eingeschlafen sind.

Ach, es ist schön! Nein, wir sind nicht mehr jung und wild und schreien unserer Neujahrswünsche mit austauschbaren Fremden von nächtlichen Flussbrücken. Wir sind Eltern, Mamas und Papas, und auch in der Silvesternacht wechseln wir Windeln, wischen Pipi vom Boden auf und halten die Hand der aufgeregten Kinder, die Angst vor dem Feuerwerk haben und nicht einschlafen können. Aber, ganz ehrlich? Wir sind viel glücklicher als damals. Wir wollen es nicht anders. Wir haben das eine gehabt und sind jetzt ganz woanders: zusammen mit den wichtigsten Menschen in unserem Leben, die eben nicht mehr austauschbar sind, sondern einzigartig. Und obwohl unserer Silvesterfeste berechenbar und im Wesentlichen immer gleich ablaufen, gehören sie zu den Highlights unseres Jahres – wegen der Menschen, mit denen wir sie feiern: unsere Kinder und unsere besten Freunde.

Was soll ich sagen? Besser wird’s nicht! Happy New Year und auf ein fröhliches 2015!