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Julia Wiener
4 min. Lesedauer
31. Januar 2018

Taschengeld – Wie viel, wie oft und warum überhaupt?

Meine große Tochter berechnet ihre Ersparnisse nicht in Euro. Und das liegt nicht daran, dass sie das etwa nicht könnte. Nein, sie rechnet nur einfach in der Währung, in der sie ihr Taschengeld anlegt: in Büchern. Frage ich sie: „Wieviel Taschengeld hast du eigentlich noch in deinem Sparschwein?“ antwortet sie mir mit „Noch etwa zwei Bücher.“ Und das ist auch genau die Art und Weise, in der sie Taschengeld bemisst: „Wenn ich einen Monat Taschengeld kriege, habe ich ein Buch zusammen.“

Meine große Tochter ist zwölf und bekommt 5 Euro in der Woche an Taschengeld. Der kleine Bruder ist acht und bekommt 2 Euro und die Kleinste ist sechs und bekommt 1 Euro. Streng genommen bräuchte keiner von ihnen wirklich Taschengeld, denn sie haben alles, was sie brauchen und bekommen auch sehr viel von dem, was sie sich wünschen. Für ein Nachmittagseis im Sommer lass ich immer ein paar Euro springen, ebenso ist es mit einem gelegentlichen Kinobesuch als Familie, dem Ausnahmelolli beim Einkaufen oder der Zeitung an der Autobahnraststätte auf dem Weg in den Urlaub.

Wozu also eigentlich Taschengeld?

Für uns hat das mehrere Aspekte. Einmal finden wir es grundsätzlich gut, wenn die Kinder den Umgang mit Geld ein bisschen üben können und nicht nur mit dem Spielgeld aus dem Kaufmannsladen hantieren. Natürlich muss das im Rahmen sein. Wenn ich eine Sechsjährige mit 50 Euro losschicke, überfordere ich sie und kann kaum erwarten, dass sie damit etwas Vernünftiges tut. Aber mit einem kleinen Betrag umgehen, entscheiden, was sie damit machen möchte und realistisch einschätzen lernen, was sie für ihr Geld überhaupt bekommt, das kann funktionieren.

Wir finden es außerdem wichtig, dass die Kinder dabei einen Eindruck bekommen, was die Dinge wert sind. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, dass sie Respekt vor dem Wert der Dinge lernen, obwohl das nebenbei bemerkt auch passiert. Aber im Umgang mit Kleinstsummen sehen sie beispielsweise, wie viel 50 Cent wirklich sind. Bekomme ich dafür eine Kugel Eis? Hier in Berlin eher nicht. Aber einen Lolli und eine Tüte Gummitiere beim Spätkauf, das schon. Wenn sie mit ihren kleinen Portemonnaies zum Tante Emma-Laden losziehen und dort die Preise sehen, lernen sie einzuschätzen, was sie mit welchen Summen machen können und was sie sich von ihrem Taschengeld leisten können – und was nicht. Dabei entsteht so ganz allmählich auch eine Vorstellung davon, wie Mama und Papa das immer alles so machen, mit dem Geldverdienen, dem Einkaufen, der Versorgung der Familie und so weiter.

Ein weiterer Aspekt beim Taschengeld ist das Minimaß an Unabhängigkeit und Selbständigkeit, das sie erlangen. Wer sein eigenes Geld hat, und sei es noch so wenig, kann plötzlich selbständige Entscheidungen treffen, was er damit machen möchte. Meine Kinder sind da sehr verschieden und zeigen sehr unterschiedliche Verhaltensweisen. Das große Mädchen rechnet in Büchern, spart kaum und legt ihr Geld in Büchern an. Der Bub zählt oft sein Geld, gibt kaum etwas aus und wenn, dann für etwas, das er sofort konsumieren kann. Außerdem lädt er gerne Freund*innen ein und investiert sein Geld in eine Runde Eis für die Kumpels oder einen Kinobesuch mit der besten Freundin. Und die Kleinste hat zwar das wenigste Geld, hängt aber auch am wenigsten daran. Sie spielt mehr damit, fängt aber allmählich an, sich auch Dinge zusammen zu sparen, so wie den heiß ersehnten pinken (!) Fettstift für die Lippen im Drogeriemarkt, den die unmögliche Mama sich weigert, zu kaufen.

Sie können selbst entscheiden, sie dürfen und sollen selbst entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben. Und sie werden das ausprobieren und lernen. Manche Entscheidungen werden gut sein, andere werden sie vielleicht bereuen, aber so lange sich das alles im Rahmen dieser Kleinbeträge abspielt, kann das alles unter Lernen und Reifen verbucht werden.

Natürlich braucht all das die konsequente Begleitung durch die Eltern. Und es braucht tatsächlich auch eine gewisse Ernsthaftigkeit auf Elternseite: wenn ich das Ganze nicht durchdenke und nicht ernst nehme, brauche ich es auch nicht „Taschengeld“ zu nennen. Dann ist es nur eine gelegentliche Schenkung von beliebigen Geldbeträgen ohne Konzept. Aber durch die Regelmäßigkeit und die festen Beträge wird es zu einem Ritual, das für die Kinder die verlässliche Grundlage ihrer Miniatur-Geschäftsfähigkeit bildet. Also gerechnet in Lollis, Waffeleis, Kinobesuchen und Büchern. Wenn das doch immer so einfach bliebe!