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Katharina Martin
Lesedauer 3 Min
31. Januar 2018

Tschüss Perfektionismus

Kinder brauchen mutige Eltern. Eltern die geerdet sind und auch mal andere Wege einschlagen, als all die anderen. Die ihnen den Rücken stärken. Zu ihnen und ihren Schwächen, Launen und Bockigkeiten stehen. So erkennt das Kind: ich werde geliebt, auch wenn mir nicht alles auf Anhieb gelingt. Aber wir Erwachsenen neigen zum Perfektionismus, zum Funktionieren müssen und das sollten am allerbesten auch unsere Kinder. Wir vergleichen uns und unsere Kinder leider viel zu oft. Auch ich ertappe mich ab und zu dabei zu denken, wie denn die Anderen das immer so machen? Immer scheint alles perfekt, die Kids sind höflich, sie haben gute Noten… Aber jedes Kind ist anders. Auch innerhalb einer Familie. Der eine benötigt noch etwas Zeit, die andere ist ganz schnell. Der eine ist sportlich, der andere kreativ, er kann Mathe, sie besser Deutsch. Und trotzdem neigt man immer wieder dazu den Kindern, wie auch uns selbst, viel zu viel abzuverlangen.

Wir haben oft den Zwang zum Perfektionismus in uns. Dieser Zwang perfekt zu sein bestimmt oftmals unseren Familienalltag. Wir agieren unter Druck und lassen den Kindern und uns zu wenig Zeit kreativ zu sein. Aber es gibt auch Dinge, die unvorhersehbar sind, die sich nicht planen lassen und da ist es sehr wichtig, allzu genaue Vorstellungen auch mal über Bord zu werfen. Dann wird das „gekritzelte“ Kinderbild des kleinen Künstlers voll Anerkennung gelobt und nicht versucht, ein anderes, schöneres und pädagogisch wertvolleres Bild zu malen.

Schon Pestalozzi sagte: Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen. Und das ist auch für uns Eltern wichtig. Es ist wichtig seine eigenen Fähigkeiten zu erkennen, liebevoll auf sich selbst zu schauen. Sich auch mal selbst zu loben. Seine eigenen Stärken zu erkennen und sich daran zu freuen. Auch ich neige viel zu schnell dazu das Positive außer Acht zu lassen. Was nicht so gut läuft zu dramatisieren und meine Gedanken nur noch um die im Moment so belastende Situation kreisen zu lassen. Dabei hilft es oft, sich von außen zu betrachten. Das große Ganze zu sehen. Dankbar zu sein – nach und nach sollte sich der Blickwinkel verschieben. Man wird großzügiger mit sich selbst, wird ruhiger und zufriedener. Erkennt, was man Tag für Tag leistet. Sieht, dass man mit viel Liebe handelt, lässt etwas locker und entscheidet für sich und seine Familie und nicht für die anderen. Ist wieder selbstbewusst, stark und lächelt.

Der von mir sehr geschätzte Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge beschreibt dieses Dogma sehr gut: Es muss alles so laufen wie ich will. Jeder Ausbruch der Kinder aus dem vorgezeichneten Pfad wird als Störung und Ungehörigkeit empfunden und mündet in einen Machtkampf. An dessen Ende Hilflosigkeit und Ohnmacht stehen. Der Wunsch nach einer perfekten Erziehungshaltung erzeugt Vorhaltungen und Vorwürfe. Welche die Beziehungen von Mutter, Vater und Kindern negativ berühren. Es produziert nur Druck bei den Eltern, den sie an die Kinder weitergeben. Und die Kinder rebellieren, begehren auf und untergraben die elterlichen Erziehungsbemühungen immer aufs Neue. Kinder brauchen keine Eltern, die unter der Last im Hamsterrad zusammenbrechen, sondern selbstbewusste Eltern mit Ecken und Kanten. Mit viel Liebe und dem Mut, auch Fehler zu machen. Die sich entschuldigen können und einfach mit Liebe da sind. Denn das Leben ist bunt und nicht nur Schwarz und Weiß, also tschüss Druck und Stress, grüße mir die Frau Perfektionismus. Bis zum nächsten Mal. Aber zieh dich warm an!