In der Vorweihnachtszeit habe ich immer viele Pläne, die ich am liebsten alle umsetzen möchte. Ich will Kalender mit Fotos der Kinder für die Großeltern gestalten, ich mache mir eine Liste mit den Adressen aller Empfängerinnen unserer Familienweihnachtspost, wir suchen Fotos für die Weihnachtspostkarte aus und backen Kuchen für den Weihnachtsbasar in der Schule, ich binde den Adventskranz selbst und verpacke die Päckchen für die Adventskalender und für das Adventssingen in der Kirche werden Kerzen gezogen und für ein Obdachlosenprojekt in der Gemeinde verkauft. Und natürlich möchte ich backen.
Tatsächlich mache ich mir seit Jahren eine Backliste und versuche Jahr für Jahr, sie zeitnah abzuarbeiten, weil ich nichts lieber mag, als einen Teller voller selbstgebackener Plätzchen an Weihnachten auf dem gedeckten Kaffeetisch. Dabei halte ich mich in der Regel schon an unkompliziertere Rezepte, wo nicht viel schief gehen kann, denn natürlich stehen meine drei Kinder ab spätestens dem 01. Dezember mit umgebundenen Schürzen und Nudelholz in der Hand gefühlt ständig neben mir und quengeln: „Wann backen wir, Mama? Wann backen wir endlich? Kann ich dir mit den Makronen (dem Spritzgebäck, den Lebkuchen, den Husarenknöpfen etc.) helfen, Mama? Ich passe auch ganz bestimmt gut auf, dass kein Plätzchen auf den Boden fällt!“
Selbstverständlich komme ich diesen Wünschen nach, denn auch das gehört für mich zur Vorweihnachtszeit: backen mit den Kindern. Aber seine wir mal ehrlich, es macht relativ wenig Spaß, mit eifrigen 4jährigen zu backen, die vor allem mit klebrigen, heißen Händchen im Teig matschen und ihn aufessen wollen, wenn man als Ergebnis ein perfekt ausgestochenes Herz mit zweifarbiger Glasur im Kopf hat, aufgebracht mit Pinzetten und Zahnstochern. Für mich lautet daher ein Gebot in dieser Zeit: Finger weg von Pinterest! Da sind nur perfekte Plätzchen zu sehen, wie mit dem Zirkel ausgestochen und mit den feinsten Farben gemalt – sowas gelingt einem nicht, wenn sechs kleine Hände mitmengen. Deshalb halte ich mich seit Jahren an ein Plätzchenrezept, das ich nach Belieben verfeinern kann und das ansonsten allerhand mitmacht.
– 300g Weizenmehl
– 200g Butter (1 Stunde vorher aus dem Kühlschrank holen)
– 100g Zucker
– 1 Ei
– zum Verfeinern je nach Geschmack: abgeriebene Zitronen- oder Orangenschale, Marzipan, Kakao, das Mark einer Vanilleschote, Gewürze wie gemahlener Ingwer, Kardamom oder Zimt
Die Zutaten werden einfach mit der Hand so lange verknetet, bis sie einen glatten, nicht zu klebrigen Teig ergeben. Ich bereite den Teig oft in doppelter oder dreifacher Menge zu und lege die Klumpen in Klarsichtfolie gewickelt einzeln in den Kühlschrank. Dann können die Kinder jederzeit loslegen, wenn sie Lust dazu haben, denn der Teig hält sich im Kühlschrank mindestens eine Woche. Einfrieren geht übrigens auch.
Die Kinder bekommen dann jeder einen Klumpen abgeteilt und können dann auf der bemehlten Arbeitsfläche nach Lust und Laune ausrollen und ausstechen. Gebacken werden die Plätzchen dann bei 180° Umluft je nach Größe/Dicke zwischen 7 und 10 Minuten. Und danach verlasse ich die Küche und überlasse das Schlachtfeld den Kindern und ihren wilden Dekoideen.
Der Guss für die Plätzchen wird aus frischem Zitronensaft und Puderzucker angerührt, die Kinder geben noch Lebensmittelfarbe dazu: grün für die ausgestochenen Tannenbäume, rot für die Herzen, pink und flieder für Schneeflocken, Engelsflügel und Elefäntchen. Zur Deko gibt es bunte Zuckerstreusel, silberne Perlen und weißen Hagelzucker, Schokostreusel oder Haselnusskrokant. Und während die Kinder die Küche unter Zuckerstaub und Mehlgekrümel begraben, verziehe ich mich ins Wohnzimmer und verrate ihnen kein Wort davon, dass ich am nächsten Tag noch bevor sie aus der Schule kommen, die feinsten Marmeladenherzen der Welt backen werde. Ohne bunte Streusel oder Feenstaub. Und ganz ganz alleine.,