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Katharina Martin
Lesedauer 3 Min
31. Januar 2018

Wie erkläre ich meinen Kindern Krieg und Terror?

Die aktuellen Nachrichten über Krieg und Terror machen mir, wie wohl vielen anderen Menschen in Europa, aktuell große Angst und vor allem die Terroranschläge in Paris haben mich fassungslos gemacht. Mir wurde bewusst, dass wir in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten in einer ungewöhnlich heilen Welt gelebt haben und dass ja selbst meine eigenen Großeltern schlimme Zeiten erleben mussten. Doch was kann man seinen eigenen Kindern erzählen, wenn man selber keine Antworten auf die vielen Fragen hat. Wenn man nicht nur Angst um das eigene Leben bzw. das seiner Familie und Freunde verspürt, sondern auch das Vertrauen in andere Menschen aus anderen Kulturen erschüttert ist.

Weshalb Menschen sich gegenseitig aufgrund des Glaubens oder anderer niedriger Beweggründe töten, ist schwierig in Worte zu fassen. Die Medien wie Radio, Zeitung, Internet und Fernsehen sind natürlich gespickt mit vielen Informationen über die aktuelle Krisenlage. Wie können wir Eltern mit unseren Kindern über Krieg und Terror sprechen, ohne dass sie ihren Glauben an das Gute auf der Welt und in die Menschheit und Menschlichkeit verlieren? Und natürlich spielen Kinder mit Spielzeugwaffen Kriegssituationen nach, sie lieben es Cowboy, Pirat oder Ritter zu spielen, am Liebsten mit den schärfsten Pistolen und Messern.

Im Freundeskreis wurde vor Kurzem ausführlich über das Thema diskutiert, welche Informationen man seinen Kindern mitteilen und welche verschwiegen werden sollten. Natürlich ist dies auch abhängig von dem Alter der Kinder, wie viel sie aufnehmen und verstehen können. Meine beiden Kinder sind 5 und 8 Jahre alt und natürlich noch zu klein, um die ganzen Hintergründe nachvollziehen zu können.

Es gibt Eltern, die es vermeiden, dass „schlimme“ Bilder gezeigt bzw. angehört werden. Das Radio wird bei Nachrichten ausgeschaltet, der Fernseher sowieso und die Zeitung wird weg gelegt. Diese Eltern berufen sich auf wissenschaftliche Studien, die besagen, dass Erlebnisse in der frühen Kindheit bestimmen, wie sich das Nervensystem der Kinder entwickelt. Das bedeutet also, dass Kinder, bevor ihr Gehirn vollends ausgereift ist, nicht mit Schreckensnachrichten konfrontiert werden sollten. Denn nur mit einem Gefühl der Sicherheit könnten sich Kinder stärker, positiver und selbstbestimmter entwickeln.

Dann gibt es wiederum die andere Elternfraktion, die ihren Kindern alles schonungslos mitteilt, da sie ihre Kinder nicht „anlügen“ bzw. abschirmen möchten. Die direkte Konfrontation von Krieg- und Terror-Nachrichten soll ihrer Sicht nach die Kinder darin stärken, dass sie sich mit Problemen auseinandersetzen, um für sich mögliche Lösungen erarbeiten zu können.

Ich persönlich finde für mich bzw. meine Familie eine Art Mittelweg am Sinnvollsten. Ich mische wahre Begebenheiten und mildere sie ab, damit die brutalen Tatsachen schonender verpackt werden. Denn ich denke, dass wir es nicht schaffen werden, beispielsweise die Gewalttaten von Paris ganz fernhalten zu können. Meine große Tochter kann lesen, bei uns läuft im Auto und auch daheim das Radio und natürlich wird auch in der Schule von den Ereignissen in Paris gesprochen. Ich versuche meinen Kindern Erklärungen und auch Ausblicke zu liefern. Ich sage Ihnen, dass es natürlich böse Menschen auf der Welt gibt, aber noch viel mehr gute Menschen und dass man hilfsbereit und empathisch sein sollte. Dass es Polizei und Politiker gibt, die versuchen einen Terroranschlag zu verhindern und dass diese sehr gut in ihrer Arbeit sind. Und ich versuche Schreckensbilder von Toten und Attentätern zu vermeiden, denn bei Kindern können sich Bilder sehr schnell im Gehirn manifestieren und unglaubliche Angst auslösen. Ich erinnere mich selber an einen Krimiausschnitt, den ich aus Versehen in meiner Kindheit gesehen habe, in der eine Putzfrau eine Leiche in einem Haushaltsschrank entdeckte, die fürchterlich aussah und aus dessen Mundwinkel Blut heraus rann. Seit diesem „Erlebnis“ hatte ich monatelang panische Angst Schränke zu öffnen, immer mit dem Hintergedanken, dass mir gleich eine Leiche entgegen fällt.

Und wenn es sein muss, dann lüge ich meine Kinder in der Not an und verspreche ihnen, dass uns nichts passieren wird, auch wenn ich dies natürlich nicht versprechen kann. Hoffen wir, dass ich sie nie enttäuschen muss…

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