Im Leben von Jennifer Yaa Akoto Kieck alias Y’akoto ist in den vergangenen zwei Jahren unglaublich viel passiert. Und die Transformation in die Künstlerin, die sie heute ist, war so aufregend und abwechslungsreich und groß, dass man sich im Strudel der Ereignisse schon mal kurzfristig verlieren kann. Immerhin ist ihr gefeiertes Debütalbum „Babyblues“ in Deutschland wahnsinnig gut aufgenommen worden, wurde von der Musikpresse zum neuvertonten Vermächtnis verdienter Voll-Vokalistinnen wie Billie Holiday und Nina Simone erklärt und hat mit seiner Mischung aus Folk, Pop und Singer/Songwriter-Soul mit Afro-Approach mal kurzerhand ein neues Genre namens Soul Seeking Music aus der Taufe gehoben.
„I let you do the worst we fight and I cry/ I forgive you everything, I’m in denial“. Wenn die Zeilen von „Fool Me Once“ auch noch zwischen tapferer Verleugnung und Anklage schwankt, dann sucht Y’akoto mit brüchiger Stimme nach der Wahrheit. Scheut sie sich nicht, genau hinzuschauen, das Salz in der Wunde brennen zu lassen „Manchmal übertreibt man einfach maßlos und hält an einer Beziehung fest, obwohl der Zug schon längst abgefahren ist“.
Y’akoto hat diese Übertreibung zu einer anrührenden Beichte kondensiert. Zu einer Musik, die die 29-jährige Tochter deutsch-ghanaischer Eltern mit den beiden Wahlheimaten Hamburg und Paris selbst nicht Soul nennt. Sondern viel treffender: „Soul seeking music“. Nein, festlegen will sich Y’akoto nicht. Sie bleibt im Fluß. Und verrät, dass ihr Song die Geschichte eines schwedischen Winters erzählt: „Es war kalt. Man liebt, streitet, vergibt, verliebt, sich immer wieder neu. Liebe ist unberechenbar, das schönste und das schmerzhafteste zugleich.“
Sparsame getragene Klavierakkorde, Mollstimmung, und eine Klage, die tief ins Gefühl der Einsamkeit schneidet: „Fool me once, shame on you/ fool me twice, shame on me too….“Y’akoto schickt mit „Fool Me Once“ ihrem neuen, dritten Album „Mermaid Blues“ eine erste Single voraus, ein Liebeslied in der Vergangenheitsform, genauer gesagt: Die Ballade einer selbstmörderischen Liebe. Wer kennt nicht dieses Gefühl der enttäuschten Leidenschaft, in dem alles noch weiterleben will, obwohl nichts mehr geht?
Wenn „Fool Me Once“ nach Sternenhimmel, geweiteter Brust und viel Rotwein klingt, dann hat das auch mit dem sensiblen Arrangement ihrer Stockholmer Produzenten zu tun. Sie konzentrieren sich auf Melodieführung und Gesang. Und lassen Y’akoto ihre Geschichte erzählen: Die Geschichte einer Liebhaberin, die enttäuscht ist, und doch gewonnen hat. Weil sie dem Schmerz eine ganz eigene, unbeugsame Schönheit bringt. Diese Melancholie des Songs hat auch perfekt in die emotionalste Szene des aktuellen Kinofilms „Willkommen bei den Hartmanns“ mit u.a. Elyas M’Barek, Uwe Ochsenknecht und Palina Rojinski gepasst, so dass der Song im Film integriert und auf dem Soundtrack vertreten ist.