Manchmal wache ich morgens auf und habe was Schönes geträumt. Träume wie Erinnerungen an alte Zeiten, als es so viele kleine Alltagsdinge gab, die ich alleine tun konnte und die mir Spaß machten. Dinge, deren Bedeutung sich komplett auf links gedreht hat, seit ich Kinder habe. Brunchen gehen zum Beispiel, ist vom schönen Sonntagsritual zum Alptraum voller umgeschütteter Saftgläser, Marmelade in Kinderhaaren und Geschrei geworden, bevor ich es ganz aufgegeben habe. Und Schuhe kaufen ist heutzutage leider auch etwas, das ich nicht mehr genießen kann, weil ich kaum mehr alleine unterwegs bin, um Schuhe nur für mich zu kaufen.
Früher liebte ich es, in meine favorisierten Schuhläden zu gehen, mich in Ruhe umzuschauen und dann zig Modelle anzuprobieren, Ballerinas, Pumps und Stiefel, bevor ich schließlich ein Paar kaufte. Oder zwei. Heutzutage habe ich drei Kinder und damit neben meinen eigenen noch sechs weitere Füße, für deren permanentes Wachstum und ihre entsprechende Unterbringung in passendem Schuhwerk ich zuständig bin. Und meine Kinder brauchen viel mehr verschiedene Schuhsorten, als ich! Meine beiden Kleinen brauchen zum Beispiel immer zwei Paar Hausschuhe, eins für zu Hause und eins in der Schule bzw. Kita, dasselbe mit den Gummistiefeln. Ich könnte mit zu klein gewordenen Gummistiefeln, Sportschuhen und Hausschuhen wahrscheinlich einen ganzen Raum mit einer Schuhinstallation bestücken und hätte immer noch genügend übrig, um damit sämtliche kleinen Kinder im Freundeskreis abzudecken.
Aber es hilft ja nix, neue Schuhe müssen sein, wenn die Füße wachsen wie gedüngt. Jetzt waren gerade neue Winterstiefel dran, drei Paar
Also schleppe ich drei Kinder in das Schuhgeschäft meiner Wahl… und dann geht es los. Füße messen, das machen wir mindestens zwei Mal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst. Gar nicht so einfach, wenn ein Kind nach den glitzerigsten Mädchenschuhen im Laden sucht, das zweite eine Stelle gefunden hat, wo es wunderbar Purzelbäume schlagen kann und das dritte mault, weil es der Meinung ist, seine Füße müssten nicht gemessen werden, die wären nicht gewachsen. Irgendwie bringen wir das aber hinter uns und dann wird anprobiert. Eine Prüfung, jedes Mal! Denn was ich gut finde, gefällt den Kindern nicht unbedingt und was sie aussuchen, erscheint mir ungeeignet, unpraktisch oder jahreszeitlich nicht angepasst.
Bei Winterstiefeln versuche ich, welche mit genügend „Luft“ zu finden und darauf zu achten, dass die Sohlen dick und stabil sind. Ein warmes Futter ist wichtig und bei meinem auch im Schneematsch fußballspielenden Bub ist auch mal Goretex oder ähnliches wasserabweisendes Material angesagt. Die Kleine braucht es natürlich schön: sie möchte am liebsten, dass ihre Schuhe alle rosa sind, mit Blümchen oder Herzen verziert und mit einer Portion Feenstaub berieselt. Für die Große darf es nur nichts Auffälliges sein, coole Stiefel müssen her, am liebsten schwarz und geschnürt – und sie dürfen bloß nicht aussehen, als wären sie warm. Eine ganz schöne Herausforderung für mich und, ehrlich gesagt, auch für alle Mitarbeiter*innen in jedem Schuhgeschäft, das ich mit meinen Dreien heimsuche.
Zum Glück haben wir diesen Winter drei Paar gefunden, mit denen wir alle zufrieden sind: ein Paar coole, ein Paar prinzessinnenhafte und ein Paar fußballtaugliche Botten. Damit gehe ich jetzt mit meinen Dreien über die Berliner Weihnachtsmärkte und mache einen Riesenbogen um die Schuhgeschäfte – bis zum Frühjahr…